Von Schauspiel über Musik bis Kabarett: Viktor Gernot überzeugt künstlerisch auf vielen Bühnen, und das stets mit Genuss. Ein Talk.
Kunst und Genuss – was verbindet für Sie diese beiden Themen?
Zwei Bereiche, die zutiefst menschlich sind – Nahrung für den Körper, Nahrung für die Seele. Und beide können eben auch einen misslungenen, traurigen Tag zu einem Tag verändern, an den man sich schlussendlich mit Wohlgefühl und einem Lächeln erinnert. Das Negative kann so einfach umprogrammiert werden.
Sind Kabarettisten automatisch Genussmenschen?
Das denke ich nicht. Kabarettisten sind ebenso vielschichtig und divers wie andere Berufsgruppen. Vom genussfeindlichen Asketen bis zum Völlerer ist da wohl alles dabei. Ich behaupte aber, dass die Genießer auch Lustvolleres anbieten können als die Verweigerer.
Hat sich der Humor des Publikums nach dieser langen Bühnenpause verändert? Oder auch Ihr eigener?
Ich behaupte, meiner nicht. Beim Publikum hingegen dramatisch. Es hat sich eine enorme Empörungsbereitschaft in der Gesellschaft entwickelt. Darüber hinaus das Wirken der von mir mit großer Sorge betrachteten selbst ernannten Tugendwärter in Bezug auf politische Korrektheit und kulturelle Aneignung. Kabarett und Satire haben zurzeit sehr, sehr viel zu tun, um all die frustrierten, wütenden, verunsicherten Menschen wieder mit der so wertvollen Medizin Humor zu versorgen.
“Kabarettisten sind ebenso vielschichtig und divers wie andere Berufsgruppen.”
Was ist Ihrer Meinung nach die Aufgabe von Kabarett?
Satire, Ironie, Humor. Mit der notwendigen Überhöhung, Perspektive und Recherche. Die gekonnte Mischung aus Provokation, Aufklärung und Leichtigkeit. Eine wertvolle psychohygienische Funktion in unserer Gesellschaft.
Gibt es auch in diesem Genre Trends?
Bestimmt. Der Trend zu kürzeren Botschaften im TikTok-Style, weil sich leider die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne der Menschen durch die modernen Medien im freien Fall befindet. Ich lasse mir aber nach wie vor die notwendige Zeit, um meine Geschichten zu erzählen und meine Lieder zu singen.
Wie entwickelt sich die Szene?
Wir gehen durch bewegte Zeiten. Pandemie, Krieg und Teuerung sind nicht unbedingt Faktoren, die das Publikum zum Kauf von Eintrittskarten verführen. Junge und unbekannte KollegInnen haben es im Vergleich zu der Zeit vor 2019 ungleich schwerer, sich zu etablieren. Aber die meisten in der Branche kämpfen wie die Löwen und laufen gerade jetzt zur Hochform auf.
Was ist das wichtigste Talent eines Kabarettisten?
Bei jedem und jeder etwas anderes. Ein Alleinstellungsmerkmal. Die Erzählweise, die Inhalte, mit oder ohne Musik. Wird ein Instrument beherrscht, sind die Inhalte eher journalistisch oder schauspielerisch, von mir aus tänzerisch und pantomimisch. Glaubwürdigkeit, Aufrichtigkeit und Strahlkraft sind ebenfalls wichtige Zutaten.
Kann man Humor lernen?
Zum Teil ja, da Humor ja in einer Art auch eine Sprache ist.
Was finden Sie persönlich lustig?
Geschichten von klug bis schräg, glaubwürdige Figuren in absurden Situationen und Wendungen, Pointen. Österreichischer Humor. Was ich auf einer Bühne gar nicht brauche, sind Witze.
Haben Sie Vorbilder?
Frank Sinatra. Monty Python. Peter Alexander. Lukas Resetarits. Erwin Steinhauer. Farkas und Waldbrunn. Und viele andere KollegInnen, die ich mit Freude und Respekt beobachte.
“Was ich auf einer Bühne gar nicht brauche, sind Witze.”
Was steht kulinarisch bei Ihnen am Programm?
Österreichische Küche mit Schwerpunkt Oberösterreich. Italienische Küche. Asiatisch, vor allem thailändisch.
Gibt es ein Lieblingsrestaurant?
Da möchte ich jetzt diplomatisch sein, weil ich es mir mit keinem Gastronomen verscherzen will, den ich vielleicht in einer Aufzählung vergessen habe. Ich finde aufrichtig viele Restaurants in Österreich großartig. Wenn ich mal enttäuscht bin, gehe ich eben nicht ein zweites Mal hin.
Als Entertainer ist der Körper Ihr Werkzeug – achten Sie speziell darauf?
Ich betreibe regelmäßig Sport, ich versuche, ausreichend zu schlafen und mir nach intensiven Arbeitsphasen auch Erholung zu gönnen. Und ich ernähre mich gern mit frischen Zutaten, vorzugsweise regional und bio.
Schauspieler, Sänger, Kabarettist – womit stehen Sie am liebsten auf der Bühne?
Genau mit meiner Vielseitigkeit – und, nicht zu vergessen, auch als Musiker und Autor.
Worauf freuen Sie sich beim Wiener Kabarettfestival 2023 besonders?
Das Ambiente ist unvergleichlich und einzigartig. Das Programm ist erlesen, dazu die liebevolle und geschmackvolle Gestaltung des Ambientes, zusammen mit dem kulinarischen Rahmenprogramm. Ein edles Umfeld.
Was würden Sie Ihrem Publikum gern mit auf den Weg geben?
Verehrte Damen und Herren! Ich spreche eine herzliche Einladung zu einem oder mehreren Kabarettbesuchen aus. Sie tun sich etwas Gutes und ebenso unserer Branche. Gehen Sie ins Theater, zu Konzerten, besuchen Sie das Wiener Kabarettfestival. Wir freuen uns auf Sie!
Vielen Dank für das Gespräch!
Kreative Vielfalt
Sänger, Musiker, Musicaldarsteller, Kabarettist, Autor, Komponist, Schauspieler, in seltenen Fällen Moderator und Conférencier, ehemaliger Studio- und Synchronsprecher. Viktor Gernot ist in vielen Genres zu Hause und versteht es, das Publikum zu begeistern. Eng verbunden ist er dabei auch mit dem Wiener Kabarettfestival, bei dem er Dauergast ist. Seit Sommer 2021 ist er Mitbegründer und künstlerischer Leiter von Viktor Gernots Praterbühne. Alle Infos zu seinen vielfältigen Aktivitäten finden sich unter
viktorgernot.at oder praterbuehne.at.
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