Dorotheum Expertin Marianne Hussl-Hörmann im Talk über Sammlerstücke mit Wert, Anfängerfehler und smartes Sammeln mit kleiner Geldbörse.
Hat die aktuelle Situation den Zugang zum Sammeln verändert?
Auf jeden Fall. Der Kunstmarkt hat sich seit der Pandemie zunehmend in den virtuellen Raum verlagert, das heißt Kunst kann vermehrt von zu Hause besichtigt und erworben werden und das spart ganz einfach Zeit. Voraussetzung ist natürlich Vertrauen, die das Dorotheum als renommiertes Auktionshaus von seinen Kunden zum Glück genießt. Daher können wir auch im höheren bis sehr hohen Preissegment online versteigern. Wir waren erfreulicherweise auch gut vorbereitet und haben unsere Digital Strategie in den letzten Jahren noch mehr verstärkt. Viele Auktionen führen wir nur mehr rein online durch, da die Kunden sehr gut darauf reagieren und wir sogar eine Verjüngung der Käuferschicht feststellen konnten.
Gibt es Trends?
Natürlich. Wir leben ja in einer trendigen und vor allem auch schnelllebigen Zeit, die immer Lust auf Neues hat. Wir vermerken also den Trend zum online Kunstmarkt, aber auch einen Trend zu digitalen Form von Kunst, den NFTs und zu Künstlern bzw Kunstrichtungen, die lange im Abseits gestanden sind, wie die Kunst von Frauen oder von People of colour, wie überhaupt die Kunstszene in Afrika immer mehr in den Fokus rückt. Der beste Trend ist dennoch und nach wie vor die Suche nach Qualität.
“Viele Auktionen führen wir nur mehr rein online durch, da die Kunden sehr gut darauf reagieren.” – Dr. Marianne Hussl-Hörmann, Expertin Dorotheum 19. & 20. Jahrhundert
Ist Sammeln nur etwas für die große Geldbörse?
Keinesfalls, es gibt viele Sparten wo man bereits mit kleineren Beiträgen gute Qualität kaufen kann, etwa in der Modernen Grafik und bei Altmeisterzeichnungen, aber auch beim Angebot junger zeitgenössischer Kunst.
Was raten Sie „Anfängern“?
Schauen schauen, schauen und sich informieren und beraten zu lassen! Ein Gespür für Qualität entwickeln und dort zu investieren statt nur in Namen. Ein bisschen Mut, Geduld und Begeisterung gehören aber auch dazu.
Emotion oder Wertanlage? Worauf sollte man beim Sammeln achten?
Am schönsten ist, wenn beides zusammenfällt. Primär kommt aber die Emotion, dh das Kunstwerk sollte gefallen, denn man will ja damit leben. Rein etwas als Wertanlage zu kaufen, ist bei der Kunst fehl am Platz, denn dann fehlt das wesentliche Element, die Inspiration und die Freude, die das Betrachten von Kunst vermitteln kann!
Ein besonders außergewöhnliches Sammlerstück?
In unserer großen Auktion der Moderne am 30. November wurde ein ungemein farbintensives, geradezu magisches Bild von Werner Berg angeboten. Der in Deutschland geborene und dann in Kärnten auf einem abgelegenen Bergbauernhof arbeitende Künstler hat einen unverwechselbaren und einprägsamen Stil entwickelt, der jeden in Bann zieht. Dieses Gemälde ist nicht nur ganz neu am Markt, es hat alles, was diesen Maler auszeichnet: Leuchtende Farben, klare und umso kraftvollere Formen sowie einen fast kontemplativen Rhythmus, in dem Ruhe und Spannung liegt. Die seit einigen Jahren wachsende Nachfrage hat verdientermaßen zu höheren Preisen geführt, seine Bilder haben aber aber wie bei vielen Österreichern noch Luft nach oben.
Kunst bedeutet für mich…
Es ist immer wieder faszinierend, wie vielfältig menschliche Kreativität ist! Kunst ist das, was uns als Mensch auszeichnet und von allen anderen Lebewesen (und Robotern) unterscheidet. Es lohnt sich schon allein dadurch, sich mit ihr auseinander zusetzen. Kunst ist der Spiegel der Zeit.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kunst-Tipp
Werner Berg, Zwei Betende, 1975
Öl auf Leinwand 75×45 cm
Schätzwert 130.000−180.000 Euro
Näher Information unter dorotheum.com
Musikalisches Erlebnis
30. September 2020
Seine Tanz-Art
Das Schweizer Tanzgenie Martin Schläpfer im Portrait. Seine Ära an der Wiener Staatsoper startet unter außergewöhnlichen Bedingungen, die er zu meistern weiß.
Ein 15-Jähriger, der gedankenverloren auf einem Eislaufplatz in St. Gallen seine Pirouetten drehte – und eine Ballettlehrerin, die ihn sah, das Potenzial erkannte und den Grundstein für eine große Karriere legte: So bewegend begann die Geschichte von Martin Schläpfer, der einer der führenden Ballettchefs und Choreografen Europas wurde. Nun erklimmt der scheue Schweizer und Bergliebhaber den Olymp der Ballettwelt und übernimmt 59-jährig die Leitung des Wiener Staatsballetts, nachdem er im vergangenen Jahrzehnt das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg zu einer der ersten Adressen der Tanzkunst in Europa gemacht hat. Seine Leidenschaft für das Ballett begann relativ spät, ent-wickelte sich dafür gleich umso heftiger. Was auf dem Eis seinen Anfang nahm, war rasch von Erfolg gekrönt. Keine zwei Jahre nach seiner Entdeckung erhielt Martin Schläpfer den angesehenen Prix de Lausanne für junge Tänzer und ein Stipendium für die Royal Ballet School in London. Schläpfer tanzte in der Folge beim Basler Ballett, wo er zum Solisten avancierte. Er verschrieb sich auch schon früh der Pädagogik. Seit Mitte der 90er-Jahre formte Schläpfer schließlich drei unverwechselbare Kompanien, die unzählige Preise bekamen: das Berner Ballett, das ballettmainz und zuletzt das Ballett am Rhein, das von deutschen Kritikern mehrfach zur „Kompanie des Jahres“ gewählt wurde. Schläpfer selbst wurde als einflussreichste Person der Sparte Tanz im deutschsprachigen Raum genannt, der den Tanz „in völlig neue Bahnen lenkt“. Man nannte ihn „das Ballettgenie vom Rhein“.
08. Juni 2023
Australisches Lichterfest
Das Vivid Sydney ist Australiens größtes Festival und macht die Stadt zu einem Kaleidoskop aus farbenfrohen Lichtprojektionen. Der Light Walk wird mit mehr als 60 Installationen zum multisensorischen Erlebnis aus Licht, Farbe und Klang.
26.5. – 17.6.2023
06. Juni 2024
Ein Leben für den Laufsteg
Sein ikonischer Pferdeschwanz mit der markanten schwarze Sonnenbrille zieren seine Designs bis heute und seine spitze Zunge brachte ihn an die Spitze der Modewelt. Auf Disney+ gibt es jetzt einen Einblick in das Leben der Fashionlegende.
Daniel Brühl als Karl Lagerfeld? Nicht unbedingt der erste Name, der einem als Darsteller des genialen Modemachers in den Sinn kommt. Doch in einer neuen Disney-Verfilmung zeigt der deutsche Ausnahmeschauspieler, wie man selbst einer Ikone ein neues, unerwartetes Profil verleihen kann.