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Clubs lassen Sound‑, Licht- und Interiordesigner aus dem Vollen schöpfen – und schaffen Spielwiesen der Fantasie.

Das Prinzip Karneval muss man nicht vorstellen, es funktio­niert seit jeher zuverlässig: Ein wenig oder vielleicht sogar ziemlich viel Make-up, extremere Klamotten – schon hat man sich in eine(n) andere(n) verwandelt. Dirty Diva, Vampir, Brutalo-Rapper, Captain Cool – die Liste ist so endlos wie die Fantasien, die sie beflügeln. Warum wir sie aber an den Beginn einer Design-Story über Clubs stellen? Genau deswegen. Denn auch beim Betreten dieser Bühnen schlüpft man in eine andere Welt. Kokettiert mit dem Ausbrechen aus täglicher Routine. Schlüpft in neue Rollen, vielleicht so beherzt, dass die innere ­Kompassnadel gar nicht mehr weiß, wohin sie sich drehen soll – dann am besten einfach im Kreis. 

Club Culture ist vieles. Auch Design in seiner schrägsten Form.

Denn Club Culture ist vieles: Einladung zum Spieltrieb, Abtanzen, vielleicht sogar schräge Ersatzfamilie. Absage an Spießigkeit und Leitplanke Richtung Flirt ist es auch. Oder bloß der perfekte Ort für einen Drink, der mitunter in einem ganz anderen Jahrzehnt genossen wird – oder in einer ­künstlich importierten anderen Weltregion oder einer fiktiven Umgebung. Nur eines darf auf keinen Fall sein: Langeweile. Oder noch schlimmer: Normalität. Damit das nicht passiert, sorgen kreative Designer weltweit dafür, die ideale Umgebung für fantastische Stunden zu gestalten.

Einladung zum Verbot

Aus den USA kommend schwappte ­zuletzt eine Nostalgiewelle nach China, Europa, Middle East, getragen von Speakeasy Bars & Clubs. Die Goldenen Zwanzigerjahre, Al Capone und die wilden Nächte der Prohibition inspirierten Clubs weltweit. Verbote umgehen, Prohibitives tun – es ist genau jene Grundzutat, die Club Culture mitträgt und die auf Mitwisserschaft abzielt. Mal ist es eine unscheinbare kleine Tür, die zum verbotenen Spielplatz führt, und Insiderwissen, welche Klingel man nun genau drücken muss. Doch die meisten Speakeasys der neuen Generation heißen jeden willkommen, der bezahlt: Bullen, böse Buben und die 99,9 Prozent der Besucher zwischen diesen Fronten. Für sie alle gilt: Spielen mit passenden Frisuren und Paillettenminis wird man wohl noch dürfen. 

The Mansion im Jumeirah Village: Der Große Gatsby wohnt jetzt in Dubai.

Besonders edel in Dubais Jumeirah Village, wo kürzlich The Mansion eröffnete, ein Club mit dem Thema Gatsby 1920. Der Londoner Interiordesigner Russell Sage, ausgewiesener Spezialist für Hospita­lity-Traumwelten, mixt dabei Leo­pardenmuster und Gold, kombiniert schmiedeeiserne Kronleuchter mit Graffiti und Screens für digitale Kunst. Golden Era Jazz bleibt dabei eine Randnotiz: Getanzt wird zu HipHop und ­Musik von Star-DJ und Rapper Charlie Sloth. Noch ein zweiter Club macht ­dieser Tage in Dubai von sich reden: Storm im Sofitel Dubai The Palm durchpflügt lieber intergalaktische Clubwelten und setzt als futuristischer Space Style Club auf coole Raumschiffoptik. Doch man ahnt bereits: Corporate Hospitality, die Welt der großen Hotelketten und Clubs – das ist ein ­lediglich harmloser Flirt. Unverbindlich wie beim eingangs erwähnten Karneval.

Der Storm Club Dubai setzt auf ­futuristischen Space Style.

Jeder tanzt für sich

Blickt man auf Locations wie das neu ­eröffnete Musica, einen New Yorker ­Italo-Style-Nightclub in Manhattan West, taucht bereits eine weitere Spielart von Club-Feeling auf: Elegante ­Sakkos und Pomade können bei diesem US-Ableger eines legendären Adria-Nightclubs – nämlich dem originalen Musica in Riccione bei Rimini – nicht schaden. Denn vor allem heißt es für den Erfolg von Clubs: Erfinde dich selbst! Vom brutalen Reiz eines Al Capone und seinen fischäugigen Freunden am Nebentisch und von Scotty, Captain Kirk und Klingonen-Drinks war bereits die Rede. Italo-Style à la Musica bedeutet wiederum: Fashion Show. Bei ­einem zweiten gerade schwer angesagtem New Yorker Club, dem Nebula, der nun zum unerwarteten Comeback der lokalen Nightclub-Szene beiträgt, lautet der Dresscode lediglich: Dress to impress. Fast beliebig lassen sich die jeweiligen Überthemen ausrollen: The Box Soho, ein ultraexklusiver und superteurer Club, der Gäste wie Kate Moss empfängt, spielt etwa mit historischem Cabaret Club“-Style. Der Berliner ­Salon zur Wilden Renate setzt lieber auf die Devise Labyrinthischer Zirkus“, und auch Wiener Clubs sind anders als die anderen: Das neu eröffnete Heidi an der Wiener Ringstraße verbindet Cham­ pagner-Club und einen an Jetset-Hotspots wie St. Moritz, Courchevel oder Kitzbühel ausgerichteten Chalet Style.

Dass Clubs eine Art Königsdisziplin für Gastroprofis sind, legt auch ein zweites Wiener Opening nahe: der neue Multi-Channel-Club Praterstrasse von Heinz Tronigger, Co-Gründer von Radio Superfly und Betreiber superber Adressen wie Meierei oder Roxy, sowie Pratersauna-Gründer Hennes Weiss. Sie wissen nicht zuletzt, wie Sound zu klingen – und auszusehen hat: nämlich gemixt mit Visuals, aufregenden Kunstwerken an den Wänden, die einen einzigartigen Sound- und Grafik-Teppich zaubern.

So sieht Sound in der Praterstrasse aus.

Seele plus Psychedelie

Von der Seele der Clubphänomens war noch nicht die Rede. Aber keine Angst: Auch die wandert munter von Ort zu Ort. Dass die Musikrichtung ein verbindendes Clubelement ist, steht ohnehin außer Frage. Das beweist etwa ein Blick auf die Erfolgsstory des Toy Room ­London, seit den Siebzigern pulsierende Herzkammer von Clubbing London. Nun finden sich Ableger in Dubai, auf Mykonos, in Istanbul, Athen, Rom und São Paulo. Mitunter legt auch die Kopie vor: Der Pariser Club Josephine Paris erinnert bewusst an die Ursprünge der Raver-Partys in Industriegebäuden – und feiert damit das subversive Element, das Clubs seit jeher umweht. Der Frankfurter Club Fortuna Irgendwo erinnert wiederum an eine psychedelische Collage aus Träumen, in denen eine italienische Riva-Luxusyacht und ein blauer Glasmosaik-Oktopus als verschlingende Bar auftauchen. Aber vor allem will der Club eines sein: nämlich ein prall mit Kunst gefüllter urbaner Sehnsuchtsort. 

Fortuna Irgendwo: Ein prall mit Kunst gefüllter urbaner Sehnsuchtsort. 

Inselbegabung

Und: Jeder Club ist so gut wie die Location, die ihn trägt. Denn Club Culture ist auch eine Geschichte von Orten, die einschlägige Kapitel geschrieben ­haben. Vom relativen Newcomer Dubai und der Reanimation der einst legendären Clubszene New Yorks war bereits die Rede. Dass man auch auf Bali feiern kann, sei hiermit erwähnt. Das Potato Head steht für Stranddesign unter ­freiem Himmel. 

Von der Nightlife-Welthauptinsel Ibiza war jedoch noch nicht die Rede: Hier hat sich das Prinzip Club etwa zum Club-Hotel erweitert. Wer im Ushuaia Ibiza Beach Hotel eincheckt, ist sich nicht zuletzt der besonderen Rolle des Pools bewusst – und bucht 24-Stunden-Partyservice. Ebenfalls an Ibizas Playa d’en Bossa eröff­nete vor einigen Jahren Hï Ibiza und zeichnet dabei die aktuelle Metamorphose vom Club zur Party Venue nach. Zwei Main Rooms setzen auf beein­druckende Lightshows. Private Tipi-Zelte für VIPs setzen darüber hinaus im Open-Air-Bereich bewusste Sehnsuchtsakzente, und im Unisex-WC findet sich sogar eine DJ-Kabine. All das macht Hï Ibiza nach Einschätzung des DJ Mag Club Votings 2022 – eine Art Oscar der Clubszene – zum weltweiten Club Nummer eins. Aber man weiß: Solche Titel sind flüchtig wie Königinnen der Nacht.

Club Essentials

ibiza​-spotlight​.de
Ibizas offizieller Partykalender

secretldn​.com
Londons beste Clubs

djmag​.de
Portal für Clubbing und DJs

tonspion​.de
Info über die besten Tanztempel 

dance​-charts​.de
Portal für DJ-Promotion 

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Clubbing Aufgeblättert bietet das Buch Night Fever: Design und Clubkultur 1960 – heute”
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27. Jänner 2023 Davide

Eine Stadt mit tausend Gesichtern

Unsere Redaktion verrät ihre Reiseträume und Tipps.

Davide Badon – Redaktion | Fotoredaktion


Um meine Familie zu besuchen, reise ich regelmäßig nach Italien und Polen. Dessen östlicher Nachbar steht weit oben auf meiner Reiseliste. Auch wenn die Ukraine momentan schwere Zeiten durchmacht, möchte ich, sobald der Frieden in der Region wiederhergestellt ist, dieses Land besuchen und mir ein eigenes Bild davon machen. Besonders gerne würde ich die Stadt Lemberg sehen. Mit ihrer wechselhaften Geschichte und vielfältigen kulturellen Einflüssen hat sie schon vor einigen Jahren mein Interesse geweckt. Die Stadt war unter Anderem Teil des Habsburgerreiches, der Sowjetunion, Polens und nicht zuletzt der unabhängigen Ukraine. Diese kulturelle Vielfalt spiegelt sich in der Küche, Sprache oder auch der Architektur wider, die das Stadtbild zuweilen mediterran anmuten lässt und Elemente diverser Kulturepochen enthält. Die Altstadt Lembergs, in denen sich Gebäude der Renaissance, des Barocks, des Historismus, Klassizismus und Jugendstils finden, ist somit zurecht Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Bleibt nur zu hoffen, dass diese besondere Stadt, die sinnbildlich für ein friedliches Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen und Ethnien steht, von den unmenschlichen Kriegshandlungen, die im Osten des Landes andauern, verschont bleibt. 

Lieblingsort: Hiervon gibt es mehrere, aber müsste ich mich für einen entscheiden, wäre es wohl Piran. Die Stadt besticht durch ihre Meereslage, das angenehme Klima, die Nähe zu Italien, Kroatien, der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und sogar den Bergen. Ganz zu schweigen von der romantischen Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und dem herrlichen, kristallklaren Wasser der Adria, das sich perfekt zum Schwimmen und Schnorcheln eignet.

Lieblingshotel: Montenotte Hotel Cork. Von hier aus hat man eine Top-Aussicht auf die zweitgrößte Stadt Irlands, trotzdem kommt man mit dem Bus in wenigen Minuten ins Zentrum. Das Hotel ist schön eingerichtet und verfügt sogar über ein Kino. Darüberhinaus sind mir die Gastgeber in sehr freundlicher Erinnerung geblieben. 

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01. Juni 2022 Flora Miranda5 c Rado

Anziehende Trends

Flora Miranda ist eine österreichische Modedesignerin, die in Antwerpen lebt und arbeitet. Im Talk gibt Sie Einblicke in die angesagte Metropole.

Sie haben als Österreichische Mode-Designerin Antwerpen als Homebase gewählt. Was macht für Sie die Faszination dieser Stadt aus?
In Antwerpen habe ich meine Ruhe, es gibt hier für mich hauptsächlich Konzentration. Die Stadt ist ruhig und klein, alles ist unmittelbar erreichbar. Gleichzeitig ist die Kreativszene und das Unternehmertum sehr lebendig. Das motiviert und beeinflusst den Vibe’ in der Stadt. Außerdem erreicht man von hier aus Metropolen wie Paris, London und Köln in wenigen Stunden, während in Antwerpen das Leben noch sehr erschwinglich ist. In den genannten Städten bekommt man so große Ateliers wie in Antwerpen nicht mehr ganz so einfach.

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21. Juli 2022 Fogo Island 1

Einsame Klasse

Bei der Ausstattung der Zimmer im Fogo Island Inn auf Neufundland wurde sowohl auf luxuriöse Annehmlichkeiten als auch auf Elemente lokaler Künstler Wert gelegt. Zudem gibt es in der Art Gallery des Hotels regelmäßig Ausstellungen von Künstlern aus aller Welt zu sehen, die an dem Artist-in-Residence-Programm und an Fogo Island Art teilnehmen. 

fogoislandinn​.com

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