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William Gorton, CEO der Hohe Brücke, einer der größten Vertriebspartner der Österreichischen Lotterien, und der Statistiker Marcus Hudec über das Spiel mit dem Glück.


Ist Glück ein Zufall? Wie bewerten Sie als Statistiker dieses Thema?

Marcus Hudec (MH): Zufall entsteht aus Vorgängen mit einem ungewissen Ausgang. Von Glück spricht man, wenn das Ergebnis mit einem positiven Wert assoziiert ist. Als Wissenschaftler kann ich nicht objektiv von Glück sprechen, das hängt von der Vorstellung ab, was man persönlich als Glück betrachtet. Der Zufall ist da schon spannender, aber er hat etwas Relatives, weil er vom ­Erkenntnisstand abhängt. Für unsere Urahnen war eine Sonnenfinsternis ein zufälliges Ereignis, das höheren ­Mächten zugeschrieben wurde. Das Auftreten war nicht prognostizierbar. Viele Philosophen beschäftigt deshalb die Frage: Was ist vorbestimmt, was passiert zufällig? Man kennt den berühmten Satz von Albert Einstein: Gott würfelt nicht!“ Selbst er unterschätzte zunächst die Bedeutung des Zufalls für die Erklärung unserer Welt.

Für die meisten Menschen stellt sich die banale Frage: Wie kann ich meine Gewinnchancen erhöhen? 

MH: Man kann die Gewinnchancen zumindest berechnen. Das Grundprinzip geht auf den französischen Mathematiker Pierre-Simon Laplace zurück, der sich bereits im 18. Jahrhundert mit der Wahrscheinlichkeitstheorie beschäftigt hat. Die Chance, einen Sechser zu würfeln, ist eine aus sechs. Wenn ich das auf die Klassenlotterie übertrage: Wir ­haben 250.000 Losnummern und 29 Millio­nen­treffer. Das heißt, ich habe eine Chance von 1 : 8.621, was verglichen mit anderen Glücksspielen sehr hoch ist. 

Die Klassenlotterie ist staatlich kontrolliert und verkörpert Seriosität. Gerade das ist ein ­wichtiger Faktor, den Menschen immer mehr schätzen.” William Gorton MIM, CEO der Hohe Brücke

Herr Gorton, Sie sind CEO der Klassenlotterie Hohe Brücke. Können Sie das Klassensystem erklären?

William Gorton (WG): Klassen bezeich­net die Monate. Die Klassenlotterie findet zweimal im Jahr statt, sie dauert also jeweils sechs Monate. Jeden Montag finden Ziehungen statt, bei denen man die Chance auf 1 Mio. Euro und viele weitere zusätzliche Gewinne hat. Der Haupttref­­fer liegt bei 5 Mio. Euro. Insgesamt gibt es knapp 280.000 Gewinne. Neben diesem Hauptspiel gibt es aber auch Zusatzspiele wie die Superklasse, bei der man täglich 100.000 Euro gewinnen kann, oder auch die Goldklasse, bei der man um pures Gold im Gesamtwert von 12,5 Mio. Euro mitspielen kann. Das ­Gewinnerlebnis steht im Vordergrund.

Was muss ich beim Spielen beachten?

MH: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nachher über mehr Geld verfüge als vor­her, liegt bei acht Prozent. Das muss ­einem bewusst sein. Responsible ­Gaming ist ein wichtiges Thema, also Verantwortung und Fairness. Bei der Klassenlotterie ist alles transparent. 

Hat sich die Zielgruppe verändert?

WG: Unsere Zielgruppe ist 50 plus. Spannenderweise merken wir aber gerade, dass durch den digitalen Bereich eine Verjüngung stattfindet. Wir haben inzwischen auch Kundinnen und Kunden, die Mitte 20 sind. Die Klassenlotterie ist staatlich kontrolliert und verkörpert Seriosität. Gerade das ist ein ­wichtiger Faktor, den Menschen immer mehr schätzen. Sie wollen sich nicht mit dubiosen Angeboten reinlegen lassen. 

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nachher über mehr Geld verfüge als vor­her, liegt bei acht Prozent.” Statistiker Ao. Univ.-Prof. Dr. Marcus ­Hudec von der Universität Wien

Spielen Männer und Frauen unterschiedlich?

WGGrundsätzlich spielen Männer mehr. Aber das verändert sich gerade, Frauen sind immer mehr im Kommen. 

MH: Das Klassenlos ist ein Wohlfühlprodukt, der eine kauft sich eine Flasche teuren Whiskey, der andere spielt in der Klassenlotterie. Für mich ist sie wie Slow Food versus Fast Food. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit, aber die Menschen sehnen sich zurück nach Langsamkeit. Wenn ich ein Klassenlos kaufe, dann nehme ich sechs Monate am Spiel teil. Ich mache einmal eine Transaktion und habe lange ein Erlebnis. Das Suchtpotenzial ist weniger gegeben als bei Fast-Food-Spielen.

Gibt es eine treue Stammkundschaft? 

WG: Rund 90 Prozent sind Stammspieler, die zum Teil über 15 Jahre dabei sind. Gleichzeitig finden wir: Der digitale Weg ist die Zukunft. So sprechen wir auch eine jüngere Generation an. Es ist mittlerweile total userfreundlich und 
einfach, online ein Los zu kaufen. Ich würde unter Einhaltung der lokalen Gesetzesbestimmungen aber auch gern internationaler werden. Der asiatische Bereich ist glücksspielaffin und schätzt Österreich als Reiseland. Eine Klassenlotterie made in Austria wäre einen Versuch wert. 

Grundsätzlich spielen Männer mehr. Aber das verändert sich gerade, Frauen sind immer mehr im Kommen.” William Gorton

Haben Sie Kontakt zu Gewinnerinnen und Gewinnern?

WG: Nur zu denen, die es wollen. Die oberste Priorität ist Anonymität, man wird von uns nicht belästigt. Aber zum Teil erzählen sie gern, welche Träume sie sich erfüllt haben, von Immobilien bis zu Weltreisen. 

MH: Ich kenne aus meinem privaten Umfeld einen Millionengewinner, der hat sein Geld sehr schnell mit Sport­wagen und Hubschrauberflügen durchgebracht. Aber für ihn war das okay.

Gibt es auch Gewinner, die trotzdem weiterspielen? 

WG: -Viele bleiben uns auch nach dem Gewinn treu. Ich kaufe regelmäßig ein Klassenlos. Aber meine ­Risikofreudigkeit ist überschaubar. Jeden Montag die Chance auf 1 Mio. Euro zu haben und täg­lich auf 100.000 Euro, macht einfach Spaß. Vor allem weil der Montag ja oft ohnehin eher ein Durchhängertag ist. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Der Weg zum Millionär

Die Österreichische Klassenlotterie ist ein staatlich garantiertes Glücksspiel mit einer der höchsten Gewinnchancen aller Glücksspiele hierzulande. Sie wurde bereits 1913 in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie eingeführt. Im Gegensatz zu anderen Glücksspielarten gibt es bei der Klassenlotterie einen Gewinnplan, in dem im Vorhinein Anzahl und Höhe der Gewinne festgelegt sind. Es werden 29 Millionentreffer ausgespielt. Die Chance, Millionär zu werden, liegt damit bei 1 : 8.621 mit einer Losnummer. Die Klassenlotterie unterliegt der staatlichen Kontrolle, und die Gesamtgewinnsumme in der Höhe von 121,5 Mio. Euro wird von den Österreichischen Lotterien garantiert. 

hohebruecke​.at