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Weniger ist mehr. Und noch weniger ist: maximale Ästhetik. Unsichtbares Design in Architektur, Interior und Smart Home beschert unseren Räumen einen Hauch von James Bond und macht sie auf subtile Weise zukunftsfähig.

Das Zitat stammt vom Schweizer Soziologen ­Lucius Burckhardt, dessen Essay Design ist unsichtbar“ Anfang der 1980er Jahre wie eine Bombe einschlug. Zumindest im Resonanzraum der Designszene. Nach Jahrzehnten der wenig flexiblen Guten Form“, die in Italien radikale Gegenströmungen wie Anti-Design und mehr Emotion einforderte, war die Welt endlich reif für Sozio-­Design geworden. Auch die Produktwelt. Unsichtbares Design“ räumte mit der Fixierung auf Gegenstände auf. Anstelle exzessiver Detailplanung tauchte so ein neues Schlagwort auf: Ambient Spaces“. Plötzlich ruhte der Fokus auf Beziehungsräumen und Handlungsweisen. Zur Verdeutlichung gleich noch einmal Burckhardt: Ob ein Autobus nützlich ist“, schreibt er, hängt nicht von seiner schnittigen Gestalt ab, sondern vom Fahrplan, vom Tarif und der Lokalisierung der Haltestellen.“ 

Indem nämlich die Welt nach Gegenständen eingeteilt wird, und das Unsichtbare dabei als Randbedingung auftritt, wird die Welt auch gestaltet.“ ­Lucius Burckhardt, Soziologe

Mehrere Jahrzehnte später sind die Karten neu gemischt: Unsichtbares Sozio-Design ist fest etabliert. Aber zugleich hat sich die Produktwelt die Tarnkappe übergezogen. Getrieben von der digitalen Revolution, von Nanotechnologie und alles bestimmenden Algorithmen verwischt das Internet der Dinge (ioT) längst vertraute Grenzen und erweitert Objekte. Das schafft nicht bloß Raum für Experimente, sondern Raum generell. Also auch leere Flächen, wo vorher Heizkörper, Fernseher und Jalousien waren. Invisible Design 2025 bedeutet: Dinge definieren sich durch die Funktion – und tauchen ab, wenn sie nicht gebraucht werden. Lichtdesign, Beschattung, Kochfelder, High-Fidelity und die Weiterentwicklungen des Fernsehgeräts legen davon Zeugnis ab. 

OLED-Transparenz: TV für Durchblicker

Verschwindend gering“: Auch so kann man die Metamorphose zum transparenten Bildschirm beschreiben, mit der die Marktführer LG und Samsung zuletzt aufhorchen ließen. Der großformatige TV-Screen – Lifestyle-Statement für die einen, störender Wohnzimmer-Platzhirsch für die anderen – verschwindet“ im ausgeschalteten Zustand. Dafür sorgt die jüngste Generation transparenter Displays. Und das gelingt immer besser. Vor kurzem löste LG mit dem Modell OLED T ein für die Entwicklung durchsichtiger“ Screens typisches Problem: nämlich das Fehlen echter Schwarzwerte und der damit verbundenen Schwäche hinsichtlich kräftiger Kontraste.

Die Koreaner entwickelten dazu auf Basis smarter Technologie eine Art integrierter Jalousie für die Rückseite des Bildschirms. Ähnlich dezent agiert die vom selben Hersteller entwickelte Zero Connect Box: Lediglich ein Kabel führt zum LG OLED T; alle weiteren Anschlüsse erfolgen über die via Funk mit dem TV-Gerät verbundene Box. Nicht völlig unsichtbar, aber perfekt getarnt ist auch der Smart-TV des Mitbewerbers Samsung: Das Design von The Frame“ wurde einem klassischen Bilderrahmen nachempfunden, der sich im Standby-Modus in eine digitale Kunstgalerie verwandelt.

LG TV 3
LG ©

Smart Glasses: staunen, schauen, streamen

Ich seh, ich seh, was du nicht siehst! Und zwar durch die smarte Sonnenbrille. Schließlich eröffnet die jüngste Generation von Smart Glasses neue Perspektiven. So beschert etwa Ray-Ban Meta die Fusion eines ikonischen Sonnenbrillen-Stils mit hochmoderner Meta-Technologie und integriert Hör‑, Aufnahme- und Livestream-Funk­tionen nahtlos in den Brillenrahmen. Dazu zählen verbessertes Open-Ear-Audio auf Basis von unauffälligen Lautsprechern und fünf integrierten Mikrophonen, die nahtloses Switchen zwischen Musik und Anrufen unterstützen. Nachrichten-Apps lassen sich per Sprachsteuerung bedienen; WhatsApp, Messenger und SMS funktionieren hands-free per Sprachbefehl. Alternativ steht ein hyperreaktives Touchpad am Brillenbügel zur Verfügung. 

Aber da geht noch mehr: Die ebenfalls in die smarte Brille integrierte Live­stream-Funktion unterstützt auch die Verbindung mit gängigen Sozialen Medien. Weil man besondere Momente bis zu dreißig Minuten direkt von der Brille auf Instagram und Facebook streamen kann, dürfen Freunde und Follower die private Smart-Glasses-Perspektive live miterleben. Punktet Ray-Ban Meta mit Social-Media-Performance, so bescheren andere smarte Gläser weitere unsichtbare“ Funktionen. Amazon Echo Frames taugt dann als Nahtstelle zu ­Alexa, während Nautica Smart Eyewear Powered by Lucyd die Integration von ChatGPT bietet. Champion bei der Gleichzeitigkeit von virtuellem Erleben und herkömmlicher Umgebungsrealität ist indessen die High-Tech-AR-Brille XREAL One Pro – und zwar dank eines erweiterten Sichtfelds.

Smarte Gläser, die Zweite: Interior Design und Architektur

Nicht auf der Nase, sondern in der Welt der Architektur und des Interior Designs bewähren sich intelligente Glastechnologien, die dem transparenten Trägermaterial eine ganze Reihe an erweiterten Funktionen bescheren. Bei schaltbaren Sonnenschutzgläsern kombinieren die Glasscheiben Aufgaben des Sonnenschutzes, der Blendfreiheit und des Wärmeschutzesselbsttätig, witterungsunabhängig und ganz nach Bedarf. Was als steuerbare Sonnenbrille für die Augen“ des Hauses, die Fenster, funktioniert, das überzeugt auch als Sichtschutz im Innenbereich. Schaltbare Gläser bieten im Duschbereich, aber auch im abgetrennten Home-Office Sichtschutz auf Knopfdruck oder per App. 

Als Screens für TV, Beamer und ähnliche Projektionen können sie ebenfalls genutzt werden. In Böden und Decken eingelassen, lassen Smart Glasses dekorative Elemente sichtbar werden – oder eben auch nicht. Und: Beheizbares E‑Glas verwandelt Glasflächen in eine unsichtbare Heizung. Neben der Kombination von angenehmer Strahlungswärme und null Kondensation optimiert diese Heiztechnologie den verfügbaren Raum – energieeffizient und wartungsarm. Mehr Durchblick geht kaum. 

Küchengeheimnis: Invisibility im Kochraum

AI-Technologien rund um die smarte Küche revolutionieren längst Arbeitsabläufe und die Küchen-Organisation. Zugleich räumen innovative Materialien die Küche auf. Beispiel Invisacook: Diese Technologie steht für das Prinzip unsichtbares Induktionskochfeld und lässt sich unter beliebigen Keramik-Arbeitsplatten verbergen. Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Platz für die Zubereitung, pflegeleichte Reinigung, saubere Ästhetik. In Zeiten der fließenden Übergänge zwischen Küche und Dining-Bereich (Open-Plan-Küche) sind minimalistische, unsichtbare“ Lösungen gefragter denn je. Davon zeugen Programme von Luxusmarken wie Boffi oder Valcucine.

Neben längst vertrauten mechanischen Weiterentwicklungen wie grifflosen Fronten setzen aktuelle Programme auf den Purismus innenarchitektonischer Konzepte, die reine Volumina und die raffinierte Abfolge von Leer und Voll in den Mittelpunkt rücken. Oder anders gesagt: Küchen auf der Höhe der Zeit geben sich bewusst bedeckt, beschreiben in der Luxusvariante ein geometrisches System von Oberflächen, deren hochwertige Materialität das Gesamtbild dominiert. Weinschränke, Kühl-Gefrier-Kombinationen oder Spülmaschinen verschwinden hinter diesen Fronten, die ebenso gut Stauraumim angrenzenden Wohnbereich sein können. Dazu passt das Kommen und Gehen der absenkbaren Dunstabzüge: Downdraft- und Deckenlüfter lassen sich sowohl im Deckenbereich als auch in die Arbeitsfläche integrieren.

Fenster-Platz: Senkfenster und Co.

Im Boden versinken möchten vielleicht auch die Nachbarn vor Neid. Aber bevor es so weit kommt, ist das air-lux Senkfenster – ein versenkbares Panoramafenster – an der Reihe. Der Schweizer Spezialist für rahmenlose Schiebefenster setzt das Thema Invisibility konsequent um – und bietet großformatige Senkfenster, die zur Gänze im Boden versinken. Basis ist eine präzise Konstruktion: Das Senkfenster steht auf einem stabilen Fachwerk, das mit einem Gegengewicht verbunden ist. Dadurch ist das Senkfenster perfekt ausbalanciert und kann mithilfe eines elektrischen Antriebs geräuschlos auf und ab bewegt werden.

Ton-Kunst für die Ohren: Invisible Speaker

Hier scheiden sich die Geister. Und die Dirigenten des eigenen Technik-Ensembles erst recht. Soll man es wirklich tun? Den Ausweis der superben Hi-Fi-Kompetenz hinter die Tapete verbannen? Dem Chromblitzen und Vintage-Charme der Speaker und Plattenspieler entsagen? Andererseits gilt für viele: Technik zeigt man nicht, man hat sie. Dass das perfekt geht, zeigen Systeme wie Amina Invisible Speaker – eine jener innovativen Lautsprecherlösungen, die mit Putz, Tapete oder Farbe überzogen werden und vollständig unsichtbar sind.

Ein weiterer Spezialist, die Marke LB, Spezialist für unsichtbare Flächenschallwandler für Wand- und Deckenmontage mit breitem Abstrahlwinkel und starker Basswiedergabe, bietet maßgefertigte Möbelintegration. Bang & Olufsen verbindet wiederum dezente Design-Speaker und immersiven Sound – wobei sich jeder Lautsprecher synchron in eine einheitliche Klanglandschaft einfügt. So oder so: Den Überraschungs­effekt hat man beim Ertönen höchster Hi-Fi-Klangqualität ohne sichtbare Technik ganz sicher auf seiner Seite!

Unsichtbare Heizsysteme

Wirklich neu ist das Bemühen um unsichtbare Technik ja nicht. Ein Ausflug in altrömische Villen belegt das allemal: Raffinierte Fußboden- und Wandheizung kannte man schon in der Antike. Aber auch neue Heizsysteme sind um Dematerialisierung bemüht. Die kürzlich vorgestellte Weltneuheit Viessmann Invisible bringt das auf den Punkt. Im Rahmen eines kompakten All-in-one-Heizsystems wird hier ein kompletter Technikraum in die Wand verbannt: Wärmepumpe, Speicher, Lüftung plus Zubehör. Viessmann rechnet dabei eine potentielle Platzersparnis von 6 Quadratmetern Fläche vor.

Hochflexibel sind nicht zuletzt jene elektrischen Flächenheizungen auf Nie­derspannungsbasis, die in Bädern und Co. Radiatoren und Rohre ersparen. Das beheizbare Wandverkleidungssystem Roth E‑Vipanel fällt in diese Kategorie und bietet maximale Flexibilität. Individuelle Zuschnitte und integrierte Armaturen, Handtuchhalter und ähnliche Accessoires sind dann kein Problem mehr. Perfekte Ergänzung dazu: unsichtbare Duschabflüsse wie Easy Drain M‑line, die aktuell flachste Duschrinnenserie der Welt. 

Heller Wohnsinn: Licht-Blicke dank Smart Lighting

Die jüngste Revolution im Lichtbereich – LED-Beleuchtung – hat so ziemlich alles Bisherige auf den Kopf gestellt. Nicht nur energieeffizient und langlebig, sondern blendarm und kompakt, ermöglichen die kleinen Dioden Miniatur-Leuchten und neue Bauarten – ohne klassische Reflektoren und hohe Abwärme. Was eben noch Lampenschirm oder ‑fuß war, kann plötzlich auch Lichtquelle sein – und umgekehrt.

Smart Lighting ist Standard: in Decke, Möbel, Profile integriert, mit Touch- oder App-Steuerung ausgestattet, unsichtbar in Glas eingearbeitet oder als Lichtlinie konzipiert, die den räumlichen Rhythmus innenarchitektonischer Strukturen unterstützt. Gestensteuerung, Tunable White und Human-Centric-Lighting per App; Szenen und Automationen reagieren auf Tageslicht – so tritt die Hardware in den Hintergrund. An ihre Stelle tritt: das reine Licht.


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