Zum 77. Mal posierten am Abend des 5. Mai die größten Namen der Unterhaltungsindustrie auf den ikonischen Treppen des Metropolitan Museum of Art unter dem Motto “Superfine: Tailoring Black Style” im Namen der Kunst und Kultur
Gestern fand in New York – wie immer am ersten Montag im Mai – die jährliche Met Gala statt. International als die größte Nacht der Modeszene bekannt, lockt das gigantische Spektakel nicht nur eine Gästeliste der größten Stars und Designer an – Jahr für Jahr ist ein Millionenpublikum online live und am Tag danach mit dabei, um jeden Look bis aufs kleinste Detail zu sezieren. Auch wenn wir dabei im Pyjama am Sofa sitzen, während die Reichen und Schönen die Stufen des Metropolitan Museum of Art hoch stolzieren, sind wir alle für kurze Zeit Modekritiker.
Das diesjährige Thema der begleitenden Ausstellung, die von 10. Mai bis 26. Oktober im Met zu besuchen ist, lautet “Superfine: Tailoring Black Style”, unter dem das erste Mal der Einfluss des Schwarzen Dandyismus auf die Modeszene und die Mainstream-Kultur im weiteren Sinne in den Mittelpunkt gestellt wurde. Die Wurzeln der Bewegung liegen in der kunstvollen Verflechtung Schwarzer Kultur mit europäisch geprägter Mode. Sie begann in der Zeit nach der Emanzipation und fand während der Harlem Renaissance ihre volle Entfaltung.
Nicht trotzdem, sondern jetzt erst recht!
Dieses Jahr kam die Gala bereits im Voraus unter Beschuss, in Zeiten wie diesen frivol (oder wohl eher frivoler als sonst) zu sein. Medienpersönlichkeiten wie Kennedy-Enkel Jack Schlossberg riefen dazu auf, das Event angesichts von Krieg, der brenzlichen Wirtschaftslage und der sich immer zuspitzenden politischen Situation in den USA zu boykottieren. Auf Social Media wurden zahlreiche historische Vergleiche gemacht, beispielsweise zu Versailles zu Zeiten der Französischen Revolution oder zu Nero, der Geige spielte, während Rom in Flammen stand.
Was viele bei diesem Diskurs jedoch nicht beachten oder gar wissen, ist dass die Met Gala abseits von all dem Glanz und Gloria eine wichtige Funktion erfüllt. Sie ist nämlich nicht bloß eine glorifizierte Party, bei dem sich Stars und Modehäuser prunkvoll in Szene setzen (obwohl das kein irrelevanter Teil der ganzen Affaire ist), in erster Linie ist sie eine Benefizveranstaltung für das Costume Institute des Metropolitan Museum of Art – die kuratorische Abteilung des ikonischen New Yorker Museums, die sich dem Mode- und Kostümdesign widmet. Dieses Jahr konnte mit der Veranstaltung eine Summe von sage und schreibe $ 31 Millionen gesammelt werden – ein Rekord in der 77-jährige Geschichte des Events.
Auch nicht außen vor zu lassen ist, dass das aktuelle Thema der Ausstellung nach so langer Zeit endlich in der afroamerikanischen Kultur verankert ist. Beim Schwarzen Dandyismus geht es immerhin um weit mehr als bloß Stil und Ästhetik, sondern um Identität, Macht und Widerstand. Und damit hat die Met Gala auch in Krisenzeiten sehr wohl ihre Berechtigung. Dazu muss man nur einen Blick auf die Bilder des gestrigen Abends werfen: Amerikas Schwarze Prominenz stand trotz der diversen Gästeliste an vorderster Front und präsentierte stolz das kulturelle Erbe ihrer Community.
Gekleidet in Geschichte
Ob Nachwuchstalent und Modeliebling Zendaya im weißen Zoot Suit von Louis Vuitton, Musiklegende und Supreme Diana Ross mit einer fünfeinhalb Meter langen Schleppe, bestickt mit den Namen ihrer Kinder und Enkelkinder, oder Schauspieler Colman Domingo, dieses Jahr für seine Performance in “Sing Sing” für einen Oscar nominiert, im königsblauen Cape, das er später ablegte um einen schwarz-weißen Look von Valentino samt Seidenschal und übergroßer Ansteckblume zu enthüllen, sie alle nahmen den Raum im Rampenlicht ein, der ihnen in der Vergangenheit oft verweigert blieb. „Ich bin ein Schwarzer Mann, der Stil und Maßanfertigung liebt, und mir wurde plötzlich klar, dass ich noch nie solche Bilder gesehen hatte – von mir selbst, die sagen: Ich gehöre in diese Kleidung“, sagte Domingo am roten Teppich. „Ich musste mir diese Vorstellung immer außerhalb meiner selbst suchen.“
Ein häufiger Irrglaube über die Gala ist übrigens, dass sich Gäste angepasst an das Thema kleiden müssen bzw. sollen. Dieses beschreibt lediglich den Fokus der begleitenden Ausstellung des jeweiligen Jahres, die vom 10. Mai bis zum 26. Oktober 2025 im Costume Institute zu sehen ist. Separat davon gibt es nämlich einen Dresscode, der die modische Richtung des Abends selbst vorgibt und der dieses Jahr “Tailored for You” lautete. Somit war eine maßgeschneiderte Kostümierung erwünscht, die von der Mehrzahl der Gäste in Form von Männermode interpretiert wurde. Teils tauchten Promis in Roben auf, die Tribut an Josephine Baker und andere Schwarze Persönlichkeiten zollten – zwar eine noble Bemühung, dennoch eine Themen- oder wohl eher eine Dresscode-Verfehlung. Auch interessant zu wissen: Um an der Veranstaltung teilnehmen zu können, muss man eingeladen werden und für das Ticket $ 75.000 zahlen. Ganze Tische (oft von Modehäusern für ihre hochkarätigen Gäste bezahlt) kosten $ 350.000. In Begleitung darf man nicht erscheinen, und Paare, die gemeinsam eingeladen werden, werden in der Regel nicht nebeneinander gesetzt.
Gesponsert wurde die Extravaganza dieses Jahr von Louis Vuitton, dessen Kreativdirektor für Männermode, Pharrell Williams, neben Domingo, Rennfahrer Lewis Hamilton, Rapper A$AP Rocky und natürlich Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour auch als Co-Vorsitzender fungierte.
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