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Francis Kéré zählt aktuell zu den einflussreichsten zeitgenössischen Architekten weltweit. Mit dem Zentrum für Kulturen und Spiritualitäten in Togo will er das kulturelle und spirituelle Erbe der Ewé mit moderner Architektur verbinden. Dadurch soll ein lebendiger Ort entstehen, der sowohl alte Traditionen respektiert als auch moderne Kultur fördert.

Für die Ewé-Kultur ist Notsè in Togo eine bedeutende Stadt. Nach der Migration des Volkes aus dem Niltal wurde der historische Ort im 15. Jahrhundert zum zentralen Siedlungsgebiet. Die Region ist bekannt für die imposante Lehmmauer Agbogbo”, die zum Schutz vor Feinden errichtet wurde. Solche architektonischen Meisterwerke sind nicht nur ein Zeugnis der damaligen Ingenieurskunst, sondern auch ein Symbol der kulturellen Identität. Heute sollen neue Architekturprojekte Notsè zu einem globalen kulturellen Reiseziel machen – so wie das Centre des Cultures et Spiritualités Ewés von Francis Kéré.

Notsè und das Ewé-Volk

Um die Architektur von Kéré zu verstehen, muss man zuerst die Region kennenlernen. Notsè war einst die Hauptstadt des Ewé-Königreichs und ist ein zentraler Ort der Ewé-Geschichte. Die westafrikanische Ethnie lebt hauptsächlich in Togo, Ghana und Benin. Zur kulturellen Tradition zählen christliche sowie animistische Glaubensformen wie der Voodoo-Kult. Der Masterplan von Kéré Architecture integriert historische Stätten wie die Agbogbo-Mauer und das Agbogbodzi-Heiligtum. Die Agbogbo-Mauer diente dem Schutz der Stadt und symbolisiert die Einheit und Widerstandskraft des Ewé-Volkes. Das Agbogbodzi-Heiligtum ist ein spirituelles Zentrum, in dem die wichtigste Gottheit der Ewé verehrt wird. Beide Stätten sind essenziell für das kulturelle und spirituelle Erbe der Ewé. 

Tradition trifft Zukunft

Das CCSE umfasst ein Heiligtum, Tempel für sekundäre Gottheiten, ein Amphitheater, Ausstellungsräume, eine Rekonstruktion des Königspalastes, ein Auditorium und ein Restaurant. Ein symbolträchtiges Tor – inspiriert vom Ewé-Hocker – markiert den Haupteingang. Dieser war einst bedeutendes Symbol königlicher Macht und kultureller Identität. Er steht aber auch für die Legitimität und den Status eines Königs oder Häuptlings und wird bei Zeremonien als Objekt von Respekt und Ehrfurcht betrachtet. Seine reich verzierte Gestaltung spiegelt Schutz, Wachstum und Frieden wider – zentrale Werte der Ewé-Kultur.

Die Verbundenheit mit dem Ort spiegelt sich auch in der Integration lokaler Materialien und traditioneller Formen wider: die roten Laterit-Ziegel sind in der Region nicht nur reichlich vorhanden, sondern auch besonders robust. Wie an heiligen Ewé-Stätten üblich, sollen die Wege mit traditionellen Pflastertechniken mit Tonscherben angelegt werden. Inhaltlich steht ein spiralförmiger Turm für spirituellen Aufstieg, während aus praktischer Sicht natürliche Belüftungssysteme und Lichtschächte für ein angenehmes Klima und eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.

Wenn der Bau fertiggestellt sein wird, soll er als Schaufenster für die Geschichte und Kunst des Ewé-Volkes dienen.

CENTRE DES CULTURES ET SPIRITUALITÉS EWÉS

Das Centre des Cultures et Spiritualités Ewés (CCSE) in Notsè, Togo, wurde von der Kothor Foundation gegründet, um die Kultur und das Erbe des Ewé-Volkes zu fördern. Der Entwurf von Kéré Architecture integriert den historischen Agbogbodzi-Schrein und die Überreste der Agbogbo-Mauer. Der Komplex umfasst ein Amphitheater, Tempel, ein Museum und dient als zentraler Ort für die jährliche Agbogbozan-Festivität.

KÉRÉ ARCHITECTURE

Kéré Architecture wurde 2005 von dem international renommierten burkinischen Architekten und Pritzker-Preisträger Francis Kéré gegründet. Das Studio steht für eine Ästhetik mit sozialem Engagement. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen der innovative Einsatz lokaler Materialien und nachhaltiger Bauweisen, aber auch die Gemeinschaft und lokale Kontexte.

kerearchitecture​.com


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