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Ersetzt das Smartphone die Kamera komplett? Verwandelt uns die KI alle in Profifotografen? Streiflichter zum neuen, alten Trendsetter Fotografie.

Aufgeregt und ein bisschen erstaunt. So erging es mir, als ich das Resultat sah. Meine Agentin hatte mich angerufen, ebenfalls aufgeregt und hocherfreut. Ein Centerfold. Nicht irgendeine, sondern DIE Doppelseite im National Geographic“, noch dazu in der US-Edition. Das war noch keinem ihrer Fotografen gelungen, aber jetzt war es so weit. Ich war auf den Philippinen unterwegs, in der Hafenstadt Davao, und dort an den Docks mit den öligen Fischerbooten. Mein Bild zeigte einen riesigen Fisch. Von dem Mann, der ihn hielt, war bloß noch die Baseballmütze zu sehen. 

Es war eine Zeit, als Fotografen noch mit analogen Filmen unterwegs waren und ich mit Campingkühler und Gefrier-Akkus, um das empfindliche Material auch in tropischen Gegenden kühl zu halten. Auf den Philippinen hatte das nicht ganz so gut geklappt. Einige Rollen waren irrtümlich zu kühl geworden und halb eingefroren, aber die Rolle mit dem Big Fish war okay. Sie hatte bloß den üblichen leichten Magentastich, das kam in den Labors der Nullerjahre schon mal vor. Was mich an meinem Foto im National Geographic“ erstaunte: Das sanfte Lila war hier auf Weiß gedreht, die Schuppen stärker in ein metallisches Blau getaucht. Nachträglicher Weißabgleich, der Zauberklick mit dem Eprouvetten-Icon, den heute jedes Handy schafft, war noch längst keine Selbstverständlichkeit.

Ein Bitchen mehr

Heute, nach über hundert Bildreportagen aus aller Welt, klingt das wie eine Geschichte aus der Steinzeit der Fotografie. Was sie auch ist. Die technische Weiterentwicklung hat Kameras kleiner und leichter gemacht, die Handhabung einfacher, zuletzt durch spiegellose Vollformatkameras. Längst arbeiten auch Handys im RAW-Format, was nachträgliche Änderungen von Farb­balance, Helligkeit und Belichtung zum Kinderspiel macht. Ausgeklügelte Software kompensiert die Schwächen kleiner Sensoren, und Nachtmodi unterbinden das Verwackeln von Bildern. Binning“ schlägt in eine ähnliche ­Kerbe: Auch hier sorgt das Zusammenfassen mehrerer Pixel für eine bessere Lichtausbeute. Nicht zu vergessen die Zusammenarbeit mit legendären Kameraherstellern wie etwa Leica. 

Verwackeln war gestern

Die Liste solcher Vereinfachungen umfasst so gut wie jedes handwerkliche Element. Die Wahl des Ausschnitts – für das finale Foto einst entscheidend – kann im Nachhinein am Bildschirm angepasst werden. Ja, mehr noch: Auch routinierte Hobbyfotografen lassen zugunsten eines größeren Spielraums für nachträgliches Drehen, Verschwenken und Kippen des Ausschnitts Luft“. Hochgedrehte ISO-Werte erlauben Auf­nahmen in ungünstigen Lichtsituationen. Das Stativ, für Fotografen bis vor Kurzem ähnlich unverzichtbar wie Trekkingstöcke für Outdoor-Begeisterte? Fast nebensächlich, zumindest scheint es so. Große Tiefenschärfen, entscheidend für dynamische Kompositionen? Ebenso easy einstellbar. 

Bewegte Objekte fehlerfrei und ohne Flimmereffekte ablichten?

Und soeben steht eine weitere technologische Revolution an: Mit der neuen Sony A9 III, die diesen März auf den Markt kommt, wird Verwackeln geradezu zum Kunststück! Sie ist die erste Vollformatkamera, die über ein sogenanntes Global-Shutter-System verfügt, was einer Zäsur gleichkommt. Als erste Kamera kommt die Sony A9 III ohne Rolling-Shutter-Effekt aus. Das bedeutet: Bewegte Objekte werden fehlerfrei ohne Flimmereffekte festgehalten. Das erlaubt Serienaufnahmen von bis zu 120 Bildern pro Sekunde und 4K-Video­aufnahmen von 120 Bildern pro Sekunde. Klar, dass diese Technik nicht nur die Sportfotografie verändern wird – auch in der Hand ambitionierter Hobbyfotografen friert“ sie jede Situation ein. Auch bei weichen, ausgewogenen Lichtsituationen der Dämmerung und darüber hinaus wird das gelingen. 

Künstliche Intelligenz in der Fotografie

Und auch die KI verändert die Fotografie rasant – in den Bereichen Belichtung und Kontrast geschieht das längst. Plug-ins tragen mittels KI zur Rauschreduzierung bei und korrigieren Abbildungsfehler durch das Objektiv. Sony und Mitbewerber Canon optimieren soeben den Autofokus weiter: Durch antrainierte Objekterkennung fokussiert die Kamera auf Tiere oder Mountainbiker, folgt beim Safari-Gamedrive deren ­Bewegung. Andere Autofokussysteme können das Auge des Motivs erkennen und automatisch scharf stellen. 

Aber es geht noch mehr: Lichtfeldkameras erfassen nicht nur die Farbe und Helligkeit des Lichts, sondern auch dessen Richtung. Dadurch erlauben sie sogar die nachträgliche Fokussierung. So heißt es nun: Hauptsache, man hat die Szene eingefangen. Den Schärfepunkt setzen kann man auch hinterher!

Gamechanger für Siegerfotos

Sony A9 III
Unentbehrlich bei schnell bewegten Objekten: Die Alpha 9 III verfügt über den weltweit ersten mehrschichtigen CMOS-Vollformat-Bildsensor mit 
24,6 MP und globalem Verschlusssystem. sony​.at

Galaxy S24 Ultra

Doppelte Telekamera für nähere oder weiter entfernte Objekte. Verbesserte Nightography“-Funktion: Gyrodaten des Handys unterscheiden zwischen Bewegung des Nutzers und des Motivs. samsung​.at

Leica Q3

Typisch Leica: zeitloses und ‑schlankes Design, einfache Bedienung, feste Brennweite, Vollformat. Die hochlichtstarke Leica Summilux 1:1.7/28 ASPH wird durch digitales Zoomen bis 90 mm ergänzt. leica​-camera​.com