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Der Aufstieg der Container-Bauten: Wie ein Architekturtrend die Zukunft der Städte prägt. Eine Entdeckungsreise durch die aufstrebende Welt der Container-Architektur.

Entlang der Uferpromenade formten sie einst eine ­eigene Welt, eine Mischung aus Modernität und Nostalgie, während sie sich mittlerweile zwischen traditionellen Gebäuden und glänzenden Türmen behaupten. Für einige waren sie nur skurrile Anhäufungen von Metall, für andere dienten sie als Symbol einer urbanen Revolution – ein Beweis dafür, dass Schönheit nicht nur in den glatten Linien traditioneller Architektur zu finden ist, sondern auch in der rohen Eleganz des Unerwarteten. Die Rede ist von Containerhäusern, die nicht nur als luxuriöse Wohnstätten, sondern auch als Kunstwerke des modernen Designs reüssieren.

Fantastischer Baurealismus

Inmitten der majestätischen Landschaft des Joshua Tree Nationalparks in Kalifornien erhebt sich das Starburst House wie eine Oase der Modernität. Mit seiner innovativen Form und den 21 sorgfältig platzierten Containern, die sich nahtlos in die felsige Wüstenlandschaft einfügen, definiert es Luxus und Eleganz auf einzigartige Weise neu. 

Entworfen vom Toparchitekten James Whitaker, besticht die strahlend weiße Residenz nicht nur durch ihr außergewöhnliches Design, sondern auch durch nachhaltige Materialien und eine umweltfreundliche Energieversorgung.

Ein Rückzugsort in der Wildnis

Ähnlich beeindruckend präsentiert sich das Pacific Bin: In den dichten Wäldern der Cascade Mountains, nur eine Autostunde von Seattle entfernt, findet sich der aus fünf Containern erbaute Rückzugsort. Devon Loerop, der das Ferien­haus zusammen mit seiner Mutter Tammi Loerop entworfen hat, sah als Ziel die Schaffung eines erlebnisbasierten Mietobjekts, das es den Gästen ermöglicht, sich von ihrem hektischen Leben zu trennen. Die Verwendung von fünf Containern ermöglichte es ihnen, die umliegende Natur in das Design zu integrieren, wobei hohe Fenster in ­jedem Raum einen nahtlosen Übergang zwischen Innen- und Außenbereich schaffen.

Weiter östlich, an der malerischen Südküste von Long Island, erhebt sich das Amagansett Modular House als Inbegriff von moderner Einfachheit und Funk­tionalität. Mit einem einfachen Layout, das die rechteckige Geometrie der Container nutzt, zeigt dieses Haus, wie elegantes Design und praktische Wohnlösungen miteinander verschmelzen können. Als ein Beispiel für schnelles und effizientes Bauen steht das Amagansett Modular House für eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit und Komfort Hand in Hand gehen.

Menschlich gesehen

In den Vorbergen der Anden ­außerhalb von Santiago de Chile thront die Casa Oruga wie ein architektonisches Meisterwerk. Entworfen von Sebastián Irarrázaval, verkörpert sie die Symbiose von Design und Nachhaltigkeit. Gebaut aus zwölf Containern einschließlich eines offenen Containers für einen kleinen Swimmingpool, gestaltet sich das Innenleben weitläufig, industriell und lichtdurchflutet mit weiten Ausblicken auf die umliegenden Hänge.

Etwas kompakter zeigen sich die Containers of Hope außerhalb von ­Costa ­Ricas Hauptstadt San José. Obwohl (oder vielleicht gerade weil) sie klein und kostengünstig sind, verkörpern sie die Essenz, die Containerhäuser für viele Menschen bedeuten: ein erschwingliches Zuhause, das architektonisch einzigartig und lebenswert ist. Als mit die ersten Containerhäuser, die erfolgreich die mittlerweile übliche Anordnung von zwei parallelen Containern umgesetzt haben, erlangten sie seit ihrer Erbauung 2011 internationale Anerkennung.

Umweltbewusst robust

Auch Europa hat in Sachen Containerarchitektur einiges zu bieten: Auf einem malerischen See außerhalb von Stockholm befindet sich das Måns Tham-Container Home. Bestehend aus acht recycelten Containern demonstriert es, wie modernes Design und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können. Die großzügigen Innenräume, die durch das Entfernen der Containerwände maximiert wurden, spiegeln die Weite der umgebenden Landschaft wider und bieten einen Rückzugsort, der sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional ist.

Entworfen von Patrick Bradley, erhebt sich das Grillagh Water House – das erste je in Irland erbaute Containerhaus – am Ufer des Grillagh River. Inspiriert vom ikonischen Fallingwater-Haus von Frank Lloyd Wright, dient es als Symbol für die zeitlose Schönheit und Vielseitigkeit der Containerarchitektur. Bauziel war es dabei nicht nur, einen innovativen Wohnsitz zu erschaffen, sondern auch ein Kunstwerk, das zum einen mit der umliegenden Landschaft verschmilzt und sie zum anderen mit seiner modernistischen Eleganz bereichert.

Ein Haus für Flaschen

Nicht nur Wohnmöglichkeiten werden durch den einzigartigen Architekturtrend geschaffen, sondern auch Veranstaltungsräume wie jener der Firma Puma oder Kunstmuseen, was die Platoon-Kunsthalle in Seoul beweist. Auch kulinarische Genüsse werden möglich, wie am Beispiel des Weingutes Devil’s Corner Lookout in Tasmanien zu sehen ist. Das australische Architekturbüro Cumulus Studio schuf auf der gegenüberliegenden Seite der Erde durch den Einsatz von Frachtcontainern ein einzigartiges Erlebnis für alle Weinliebhaber. Highlight ist dabei sicherlich der ikonische Aussichtsturm mit Blick auf die Reben und die Freycinet-Halbinsel.

Schon aus der Ferne sichtbar ist auch das Lager der Vinofaktur inmitten der südsteirischen Weinberge: Anstatt es zu verbergen, machten die Wiener Architekten von BWM aus der Funktion eine ästhetische Aussage. Das 60 Meter lange und zwölf Meter hohe Stahlgerüst dient als architektonischer Rahmen, in dem Frachtcontainer unterschiedlicher Größe wie riesige Weinflaschen gelagert sind. Die wechselnde Anordnung der Lagerräume bietet den Besuchern ein stets neues Schau-Erlebnis.