Mit achtzehn eine Werbeagentur gegründet und acht Jahre später weltweit bekannt: Marcin Glod will mit seinen Popartwerken die Kunstwelt im Sturm erobern. Und es gelingt ihm. Signature sprach mit dem Künstler über den Spagat zwischen Kunst und Marketing, den Umgang mit einer kreativen Blockade und seine Einstellung zu Dating-Apps.
Marcin Glods Terminkalender platzt fast vor lauter Vorbereitungen für seine anstehende Reise in die USA, doch das lässt der Künstler sich nicht anmerken: entspannt und mit aufgesetzten Kopfhörern sitzt er in seinem Atelier und gibt uns Einblick in seine großen Pläne.
Der Drahtseilakt zwischen Kommerz und Kunst
Geboren ist Marcin in Krakau, Polen, später zieht er nach Wien, wo er mit gerade mal 18 Jahren seine eigene Branding- und Marketingagentur gründet. Zwar war der junge Glod damals neu in der Branche, doch sein Ideenreichtum sowie seine Kreativität schienen so zu überzeugen, sodass relativ bald große Brands für eine Zusammenarbeit bei ihm anriefen: Konzerne wie Red Bull, Uber und Raiffeisen erkannten Marcins Talent und aus den Gesprächen entstanden viele spannende Projekte. Mittlerweile hat er seine Agentur geschlossen, um sich ganz auf seine Kunst zu fokussieren.
Ohne den Dienstleistungsfaktor gilt es nun rein durch künstlerische Fähigkeiten und die Vermarktung seiner Projekte zu überzeugen – sicher kein leichter Spagat zwischen Kunst und Marketing.
„Viele meinen, Kunst sollte nicht kommerziell sein. Ich glaube, solange man authentisch bleibt und seinem eigenen Stil folgt, ist die Balance zu meistern. Ich komme ursprünglich aus der Werbung, da war das auch nichts anderes. Jeder Künstler hat sein eigenes Konzept, aber ich finde, zu meinem Stil passen gewisse Marken auch einfach.“ – Marcin Glod
Von der Straße ins Netz: Kunst im digitalen Zeitalter
Für Glod ist Authentizität ein wesentliches Anliegen, weshalb man den 30-Jährigen auch gelegentlich auf den Straßen sieht, wie er den pinken Panther auf eine Hauswand sprayt — natürlich stets signiert mit GLOD. Seine bunten Pop-Art-Werke sind sein Markenzeichen und werden auch entsprechend gefeiert.
Doch was unterscheidet ihn und seine Nachfolger von Künstlerinnen und Künstlern der vorherigen Generation?
„Ich glaube, man merkt es am ehesten daran, dass meine Vorgänger immer auf Social Media verzichten mussten und es immer noch tun. Die wenigsten bewerben ihre Arbeiten Online. Sie veranstalten lieber eine Ausstellung. Die Meisten bekannten Künstler haben auch größtenteils alle ihre Connections, ihre Sammler und ihre Interessenten, die brauchen den kommerziellen Aspekt von Social Media nicht.“
Welche Tipps kann Marcin Glod der neuen Generation von Künstlerinnen und Künstlern geben?
„Beide Parteien könnten voneinander lernen. Die Generation vor mir bringt natürlich die Erfahrung in der Branche mit. Der Großteil hat eigene Techniken entwickelt, die sie anwenden. Ich glaube, das Handwerkliche fehlt den jungen Leuten im Zeitalter von Social Media ein bisschen. Ich versuche beides, so gut ich kann, zu vereinen. Deshalb veranstalte ich auch gern klassische Ausstellungen, bin aber auch dem digitalen gegenüber nicht abgeneigt. Mein Tipp für Einsteiger wäre auf jeden Fall, sich an erfahrenen Künstlern zu orientieren.“
Social Media: Sprungbrett oder Schnelllebigkeit?
Auf Instagram begleiten ihn rund 10.000 Follower auf seiner künstlerischen Reise. Seine Meinung zu sozialen Medien ist gespalten, der Unterton verrät aber, dass auch er gern Zeit auf Instagram verbringt. „Ich finde es gut, dass junge Leute eine Möglichkeit haben, bekannt zu werden. Die Kunstszene ist eine Nische, wo man teilweise nur schwer Bekanntheit erlangt, da können die sozialen Medien schon ein Sprungbrett sein.“
Befürchtet er nicht, dass zeitgenössische Kunst durch die sozialen Medien schnell nicht mehr zeitgemäß sein kann?
„Natürlich ist es schwieriger geworden, bei den Leuten im Gedächtnis zu bleiben. Deshalb habe ich auch den größten Respekt vor Personen, die den Kopf da über Wasser halten und ständig im Gespräch bleiben.“
Guerilla-Dating und kreative Blockaden
Glod hebt hervor, dass die ständige, spontane Kreativität eine Herausforderung sei. Bei kreativen Blockaden unterzieht er sich erst mal einem Social-Media-Detox, Dating-Apps inklusive. Da scheint sich die Pause allerdings vorher ausgezahlt zu haben, denn um eine Partnerin fürs Leben zu finden, griff er ganz tief ins Kreativ-Repertoire. Über Flugblätter mit seiner Nummer auf einem kleinen Abrisszettel erhofft er sich die große Liebe. Hatte die Guerilla-Aktion Erfolg?
„Ich habe bis jetzt über tausende Bewerbungen und die ganze Aktion etwas unterschätzt.“, erzählt Glod lächelnd. „Um ehrlich zu sein, war es auch einfach ein bisschen ein soziales Experiment. Es geht mir darum, coole Leute kennenzulernen, einen Austausch zu kreieren. Ich möchte die Leute motivieren, wieder kreativer zu werden, was Dating angeht.“
Ein Balanceakt zwischen Pop Art, Musik und Partnerschaft
Er werde auch weiterhin versuchen, auf alle Nachrichten zu reagieren, meint der Künstler. Marcin betont allerdings, dass er momentan einfach keine freie Minute in seinem Alltag findet. Zudem sind jetzt einige USA-Projekte in der Pipeline. Von New York über Miami, nach L.A. möchte der 30-Jährige den amerikanischen Markt für sich gewinnen. „Ich würde einfach gern mehr in Richtung internationale Kooperationen gehen“.
Nach unserer abschließenden Frage, ob er uns sein nächstes Projekt schon verraten dürfe, grinst der Pop Art Künstler erneut. „Es wird auf jeden Fall noch einmal ein Projekt im Fashion-Bereich geben, und ich werde einen Song veröffentlichen, über diesen Flyer-Gag die ‚Perfekte Frau‘ zu finden. Ich möchte mich einfach auch mal auf musikalischer Ebene ausprobieren.“
Es war jedenfalls bestimmt nicht das letzte Mal, dass einem der Name Marcin Glod unterkommt. Wer den Künstler unterstützen möchte, sollte am besten selbst die Kopfhörer aufsetzen und in den Song „Perfect Woman“ reinhören.
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