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Christian Redl taucht gern unter. In Höhlen, in der Arktis oder auch mit Haien. Mit im Gepäck nur sein Atem, eine große Portion Respekt und Disziplin. Tiefe Ein­blicke in das Aben­teuer Freitauchen.

Langsam nähert sich der Schatten der Meeresoberfläche. Christian Redl holt noch einmal tief Luft gleitet langsam ins Wasser und taucht vor dem dunklen Gebilde ab. Das Ergebnis: ein tiefer Blick in die Augen einer Haidame. Das zwei Meter große Riff­haiweibchen lässt sich von der neuen Gesell­schaft nicht stören. Im Gegenteil – entspannt schwimmt sie Bauch an Bauch mit dem Frei­taucher vor der Küste der Bahamas. Wahnsin­nig, unglaublich, beeindruckend. So lassen sich die Reaktionen auf viele Freitauchaktio­nen von Christian Redl zusammenfassen. Er selbst bringt es nüchtern auf den Punkt: Ich würde nie etwas tun, wenn ich nicht zu 90 Prozent weiß, dass es ungefährlich ist. Der Rest ist unberechenbar, wie das ganze Leben an sich. Extremsport ist für mich Risikoma­nagement. Und daher kann ich etwa auch mit Haien tauchen, weil ich ihr Verhalten kenne, mit ihnen interagiere und Respekt habe.“ Ob Tauchen auf über 5.000 Meter Höhe im Himalaya, 100 Meter Streckentauchen un­ter Eis oder über 70 Meter in die Tiefen einer mexikanischen Höhle – dieser Mann scheint unter Wasser keine Limits zu kennen. 

Eine elementare Leidenschaft, die sich schon früh bemerkbar machte. Mit sechs Jahren bekam ich Maske und Schnorchel geschenkt und hab damit tagein, tagaus den Pool meiner Eltern erkundet“, erzählt er mit einem jugendlichen Lächeln im son­nengebräunten Gesicht. Seitdem hat ihn das Wasser magisch angezogen. Mit zehn Jahren ging es jeden Sommer zum Gerätetauchen in den Baggersee, mit 14 wurde der Tauchschein gemacht, mit 18 Jahren die Ausbildung zum Tauchlehrer absolviert. Die Schwerelosigkeit, das Eintauchen in eine magische 3­D­Welt, die unendliche Stille … Christian Redl wollte im­ mer mehr davon. Und zwar ohne Flasche und Lungenautomat. Dafür hatte er schon früh geübt: am Weg in die Schule, in der Straßen­bahn … Jede Sekunde mehr, die er ohne zu atmen schaffte, war ein großer Erfolg. Als er dann mit 17 Jahren den Film Im Rausch der Tiefe“ sah, war es für ihn klar: Er wollte Frei­taucher werden. Ein Plan, der die Eltern scho­ckierte. Diese waren dadurch beruhigt, dass der Sohn zur gleichen Zeit auch Wall Street“ sah und einmal als Aktienhändler an die Börse ging. Die Faszination Freitauchen ließ den heute 38­Jährigen jedoch nie mehr los. 

Extremsport ist für mich Risikoma­nagement.” Christian Redl

Mit 30 wurden somit die Business­ Schuhe endgültig gegen Flossen getauscht. Eine Ent­scheidung, in der ihn als Einziger sein guter Freund Felix Baumgartner bestärkte. Das Umfeld hat es zuerst nicht verstanden, aber ich bin einfach süchtig danach. Freitauchen ist ein einmaliges Naturerlebnis. Es bringt dich jedes Mal erneut an deine mentalen und körperlichen Grenzen. “ Eine Faszination, die viele seiner Tauchfreunde mit dem Leben be­zahlen mussten. Diese Tragik konnte Chris­ tian Redl nicht stoppen – im Gegenteil: Das Freitauchen an sich kann nichts dafür. Vor 20 Jahren wurde Pionierarbeit geleistet und leider auch viel falsch gemacht. Mein Ziel war und ist es, zu zeigen und zu lehren, wie man es richtig macht. Damit nichts passiert“, berichtet der Freitauch­profi nachdenklich. Womit wir wieder beim Risiko wären. Um dieses so kalkulierbar wie möglich zu halten, überlässt Christian Redl bei seinen Projekten nichts dem Zufall. Alles wird detailliert ge­plant, ein Arzt ist stets anwesend, Sicherungstaucher begleiten alle Tauchgänge – und auch ein Nein wird akzeptiert. Wenn ich mich vor einem Tauchgang nicht gut fühle, dann wird auch nicht getaucht. Denn wer sich beim Freitauchen respektlos verhält, erhält die Rechnung sofort präsentiert.“ 

Entspannung ist das Zauberwort. 90 Prozent passieren beim Freitauchen im Kopf.” Christian Redl

In Form eines Tiefenrauschs? Den erlebt man nur in extremer Tiefe. Aber natürlich besteht die Ge­fahr, dass man bewusstlos wird. Dank Siche­rungstaucher ist das alles aber kein Problem.“ Als größere Herausforderung sieht Redl die Leichtsinnigkeit von Hobbytauchern und Schnorchlern. Ohne richtiges Equipment und Vorbereitung werden oft Situationen unterschätzt: in Strömungen schnorcheln, Tiere angreifen, Warnungen ignorieren … das müsste nicht sein. Freitauchen kann jeder lernen – und das Schönste: Entspannung ist das Zauberwort. 90 Prozent passieren beim Freitauchen im Kopf.“ Christian Redls Kopf lässt mittlerweile seinen Atem sieben Minu­ten anhalten. Eine Zeit, die er am liebsten im Wasser verbringt. Dafür ist er – sofern es die aktuelle Situation erlaubt — für Vorträge, Projekte, Lehrgänge und natürlich das Tauchen unterwegs. Um seinen Traum zu leben. Im Rausch der Tiefe.

Mehr Informationen zu Christian Redl und seinen Projekten finden Sie unter christianredl​.com