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Saskia Heintz kreiert Bücherwelten für junge Leser. Wieso das gerade in Zeiten der Digitalisierung gefragt ist, verrät die Verlagsleiterin Kinder- und Jugendbuch im inspirierenden Talk.

Saskia Heintz ist auch nach fünfzwanzig Jahren Berufstätigkeit im Carl Hanser Verlag in München immer noch begeisterte Leserin. Wie man diese Begeisterung jungen Lesern vermittelt, wieso Kinder- und Jugendliteratur auch Erwachsene beflügelt und wie es aktuell um die Leselust des Nachwuchses bestellt ist, berichtet sie im Interview. 

Aktuell wird eindeutig mehr Kinder- und Jugendliteratur gelesen.”

Sie haben als Lektorin für Kinder- und Jugendbücher begonnen. Wie kommt man zu diesem Beruf?
Lektorin im Kinder- und Jugendbuch wird man, weil man eine begeisterte Leserin ist. Voraussetzungen sind viel Leseerfahrung, ein exzellentes Sprachgefühl und ein abgeschlossenes Studium der Literatur- bzw. Sprachwissenschaften. Ein praxisorientiertes (Aufbau-)Studium der Buchwissenschaft ist ebenfalls ein guter Ausbildungsweg. Man sollte möglichst Englisch und eine weitere Fremdsprache sprechen, da auch viele hervorragende Kinder- und Jugendbücher im Ausland entstehen und übersetzt werden. Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen sind grundsätzlich von Vorteil.

Was unterscheidet die Tätigkeit als Verlagsleiterin von der Lektorin?
In der Verlagsleitung muss man den Blick für das Ganze haben. Welche Stoffe sind gefragt, wo liegen Trends, was wollen Kinder und Jugendliche gerade lesen? Diese Erkenntnisse müssen als kreative Impulse im Verlag gebündelt und an Autoren weitergegeben werden. Eine Hauptaufgabe besteht darin, den weltweiten Markt zu beobachten. Am Ende muss zweimal im Jahr ein ausgewogenes Programm für die unterschiedlichen Lesebedürfnisse entstehen.

Was fasziniert Sie an diesem Genre?
Die Kinder- und Jugendliteratur ist besonders abwechslungsreich, wandlungsfähig und innovativ. Man hat mit verschiedenen Buchtypen (Bilderbüchern, fiktiven Stoffen, Sachbüchern) zu tun. Man arbeitet eng mit Autoren, Grafikern und Illustratoren zusammen, entwickelt gemeinsam Buchideen, beschäftigt sich mit wechselnden Sachthemen und Trends, entdeckt immer wieder neue Arten der Vermittlung klassischer Buchinhalte. Man ist nah dran am Erleben einer jungen Generation. Das ist großartig!

Welche Themen liegen bei jungen Lesern besonders im Trend?
Umwelt- und Klimaschutz, Diversität, Gleichberechtigung, Frauenpower, Rassismus, Achtsamkeit, Ökologie, Umgang mit sozialen Medien liegen gerade im Trend. Aber auch klassische Bildungsthemen, die auf unterhaltsame und anschauliche Weise aufbereitet werden, kommen nicht aus der Mode. Das MINT- Spektrum (Mathematik, Naturwissenschaft und Technik) ist dabei besonders gefragt. Die Themen Freundschaft, Identität, Mobbing, Außenseiter und erste Liebe sind Dauertrends im Kinder- und Jugendbuch.

Worauf achten Sie bei der Einreichung eines Manuskripts am meisten?
Ich achte auf eine eigenständige Sprache, ein zeitgemäßes Thema, die Intensität der Darstellung, wie neuartig der Zugang zum Thema ist. Wichtig sind Glaubwürdigkeit, lebendige Charaktere, Spannung und ein Erzählen ohne erhobenen Zeigefinger.

Was macht für Sie einen guten Autor aus?
Er erhellt mich intellektuell und berührt mich emotional, seine Sprache ist fesselnd, authentisch und frisch, sein Thema relevant. Anders gesagt: Ein guter Autor erzählt eine spannende Geschichte zu einem interessanten Thema in einer originellen Sprache und zwar vielschichtig und glaubwürdig. Wenn er mich dann auch noch zum Lachen oder Weinen bringt, bin ich begeistert.

Ein guter Autor erhellt mich intellektuell und berührt mich emotional.”

Hat die aktuelle Situation das Leseverhalten der jungen Leserschaft verändert?
Es wird eindeutig mehr Kinder- und Jugendliteratur gelesen. Der Rückzug ins Private hat viele Eltern, Großeltern und Kinder zum Buch greifen lassen. Im Homeoffice wird mehr vorgelesen und es werden Beschäftigungsbücher für die Kleinen gebraucht. Junge Leser suchen häufiger Anregung oder Abwechslung in der Lektüre – Smartphone, Social Media und Internet zum Trotz.

Die Kinder- und Jugendliteratur bringt großartige Bücher hervor, die uns alle beflügeln.”

Ihre drei liebsten Kinder- und Jugendbücher gerade?
Für die Kleinsten: Henrike Wilson: Das kleine Nein-Schwein. Ein humorvolles Bilderbuch für alle wütenden Nein-Sager und ihre entnervten Eltern.

Für kuschelige Winterabende und Leser ab 10 – oder zum Vorlesen: Thomas Tylor: Malamander – Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea. Ein rasantes, atmosphärisches Abenteuer in einem englischen Seebad, das man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Christoph Link: Das Neue Universum – Zukunft. Forschung. Abenteuer. Spannende Berichte und Reportagen zu aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen aus Wissenschaft und Technik. Ein leicht verständliches, informatives Sachbuch nicht nur für Jugendliche.

Was ich noch sagen wollte…
Die Kinder- und Jugendliteratur bringt großartige Bücher hervor, die uns alle beflügeln. Sie fördern das Verständnis für die folgende Generation, wecken Erinnerungen an die eigenen Anfänge, sind häufig sprachlich ein Genuss, kreativ inspirierend und berührend. Es lohnt sich, sie in die Hand zu nehmen und zu lesen!

Vielen Dank für das Gespräch!

Man ist nah dran am Erleben einer jungen Generation. Das ist großartig!”

Zur Person

Saskia Heintz ist Verlagsleiterin und Lektorin im Hanser Kinder- und Jugendbuch. In ihrer Karriere hat sie bereits rund 250 Bücher entwickelt, betreut und herausgegeben.

Anmerkung: Aufgrund der einfacheren Lesbarkeit wurde im Interview auf eine Genderspezifische Schreibweise verzichtet. Gemeint sind immer m/​w/​d.

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01. Juni 2022 Horten Collection

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Darauf hat Wien mit Spannung gewartet: Die Horten Collection öffnet ihre Pforten! Ein neuer Kultur-Hotspot an prominenter Adresse und wertvolles Vermächtnis seiner plötzlich verstorbenen Gründerin.

Eine Prime Location“ sollte es sein, das war die Vorgabe der Kunstsammlerin Heidi Goëss-Horten an die designierte Direktorin Agnes Husslein, als die Entscheidung für ein eigenes Museum gefallen war – kurz nach dem überwältigenden Erfolg der ersten Sammlungspräsentation im Leopold Museum 2018. Gefunden hat die umtriebige Kunstexpertin ein ehemaliges Gebäude der Bundestheater im Hanuschhof zwischen Staatsoper und Albertina. Der Schauplatz ­gehörte ­ursprünglich auch zum Anwesen des ­Albertina-Gründers Albert von Sachsen-Teschen, der hier eine Reithalle errichten ließ. Die wechselvolle ­Geschichte des Gebäudes will man im neuen Kunsttempel auch sichtbar machen. Die Vorgabe an die drei Architekturbüros, die zum Wettbewerb geladen wurden, war, eine kreative Verbindung von Alt und Neu zu schaffen, wobei kein Denkmalschutz einer großzügigen Neuinterpretation im Weg stand. Das ausführende Büro Next Enterprise ließ den Baukörper völlig aushöhlen und versuchte das Haus in der Vertikalen neu zu definieren. Drei in sich verschobene Ebenen bilden die Präsentationsplattformen, eine aufwendige, futuristisch anmutende Stiegenkonstruktion zieht den Besucher vom großzügigen Foyer förmlich nach oben. 

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Wunder mit acht Armen
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