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Darauf hat Wien mit Spannung gewartet: Die Horten Collection öffnet ihre Pforten! Ein neuer Kultur-Hotspot an prominenter Adresse und wertvolles Vermächtnis seiner plötzlich verstorbenen Gründerin.

Eine Prime Location“ sollte es sein, das war die Vorgabe der Kunstsammlerin Heidi Goëss-Horten an die designierte Direktorin Agnes Husslein, als die Entscheidung für ein eigenes Museum gefallen war – kurz nach dem überwältigenden Erfolg der ersten Sammlungspräsentation im Leopold Museum 2018. Gefunden hat die umtriebige Kunstexpertin ein ehemaliges Gebäude der Bundestheater im Hanuschhof zwischen Staatsoper und Albertina. Der Schauplatz ­gehörte ­ursprünglich auch zum Anwesen des ­Albertina-Gründers Albert von Sachsen-Teschen, der hier eine Reithalle errichten ließ. Die wechselvolle ­Geschichte des Gebäudes will man im neuen Kunsttempel auch sichtbar machen. Die Vorgabe an die drei Architekturbüros, die zum Wettbewerb geladen wurden, war, eine kreative Verbindung von Alt und Neu zu schaffen, wobei kein Denkmalschutz einer großzügigen Neuinterpretation im Weg stand. Das ausführende Büro Next Enterprise ließ den Baukörper völlig aushöhlen und versuchte das Haus in der Vertikalen neu zu definieren. Drei in sich verschobene Ebenen bilden die Präsentationsplattformen, eine aufwendige, futuristisch anmutende Stiegenkonstruktion zieht den Besucher vom großzügigen Foyer förmlich nach oben. 

Das Haus ist sehr flexibel zu handhaben“, schwärmt die Direktorin Agnes Husslein, ich kann die Plattformen mit Stellwänden verändern, wie ich möchte, wir haben Seitenkabinette für ­kleinere Präsentationen, einen Vortragssaal, ein Kinderatelier, einen Tea-Room, den Markus Schinwald gestaltet – und das ganze Haus hat eine fantastische Akustik, das gibt viel Potenzial für unterschiedliche Ausstellungsformate.“ Jede Menge Möglichkeiten – und doch wird betont, dass man ja eigentlich ein überschaubares Haus sei mit ­netto 1.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche – immerhin so viel wie Unteres Belvedere und Orangerie zusammen. 

Hurtig sammeln
Aber was wird nun zu sehen sein? Die erste Ausstellung Open‘ ist vor allem dem Haus gewidmet, das ja ein Kunstwerk per se ist“, erläutert Husslein. Wir werden versuchen, das Gebäude zum Strahlen zu bringen, wir werden Installationen, Lichtskulpturen zeigen, nicht alles vollstellen, um die Räume wirken zu lassen, hauptsächlich andere Kunst als die, die man schon aus der Sammlung gesehen hat. Und neue Objekte!“ Die Horten Collection ist sehr speziell und spiegelt deutlich die Vorlieben der Sammlerin wider. Sie reicht von Frauenporträts aus dem 18. Jahrhundert bis hin zu Vintage-Couture-Objekten der letzten Jahrzehnte, auch geografisch gibt es keine Einschränkungen. Man wolle nach und nach mittels Themenausstellungen die Sammlung präsentieren, ein wenig nach dem Vorbild des Peggy Guggenheim Museums in Venedig, irgendwann sollen dann die Masterpieces dauerhaft gezeigt werden. 

Das Einzige, was uns interessiert, ist die künstlerische Qualität.” Agnes Husslein

Apropos: Gerade in der Lagunenstadt, aber auch in anderen Kulturmetropolen zeigt sich, welchen Wettlauf sich die großen Sammler und Mäzene in Sachen Kunstpräsentation liefern, jeder will noch größer, noch ­exklusiver sein. Wie will sich die Horten Collection in diesem Umfeld positionieren? Agnes Husslein nimmt’s gelassen: Wir wollen uns gar nicht mit den ganz Großen messen, wir stehen nicht im Wettbewerb und orientieren uns nicht nur an Besucherzahlen. Wir sind eine kleine, feine Sammlung, die immer wieder Überraschungen bieten wird. Das Einzige, was uns interessiert, ist die künstlerische Qualität.“ Für Spannung ist also weiterhin gesorgt.

In memoriam: Eines der letzten Interviews mit Heidi Goëss-Horten geführt von Martin Traxl

Verehrte Heidi Goëss-Horten, die Präsentation Ihrer Kollektion im Leopold Museum vor vier Jahren war eine echte Sensation. Der Titel Wow!“ war überaus passend, die Qualität der Sammlung für viele überraschend und das Interesse enorm – es gab sogar einen Besucherrekord für das Museum. War dieser Erfolg entscheidend für Sie, um Ihrer Sammlung ein eigenes Haus zu widmen?
Die Kunst war und ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens – und nach vielen Jahren der Privatheit habe ich mich entschieden, meine Sammlung mit der Öffentlichkeit zu teilen. Dass ich mich zunächst anlässlich der Ausstellung im Jahr 2018 für mehr als ein halbes Jahr von vielen meiner Kunstwerke trennen sollte, war naturgemäß kein einfacher Schritt, aber durch das enorm positive Echo und das große Interesse der Ausstellungsbesucher spürte ich, es war der richtige Weg. Ausgehend von dieser großen Resonanz ist in mir der Wunsch gereift, meine Sammlung auch für künftige Generationen zugänglich zu machen und erhalten zu wollen. So kam es zur Entscheidung, ein eigenes Museum zu gründen.

Ich sehe mein Museum als Ort des Entdeckens, des sinnlichen Erlebens, des Kunstgenießens.” Heidi Goëss-Horten

Was erhoffen Sie sich für Ihr neues Privatmuseum – welche Ziele, welche Visionen verfolgen Sie damit?
Ich sehe mein Museum als Ort des Entdeckens, des sinnlichen Erlebens, des Kunstgenießens – denn genau das war und ist die Kunst bis heute für mich: ein unverzichtbarer Genuss! Was das Programm des Hauses betrifft, bin ich überzeugt, dass wir das Besondere, das der Sammlung anhaftet, auch an die Menschen bringen werden, die hoffentlich von nah und fern kommen, um die Heidi Horten Collection zu besuchen. Wir möchten die Geschichten, die sich hinter den Kunstwerken verbergen und die mich auch oft zum Kauf eines Kunstwerks angeregt haben, auf besondere Art und Weise vermitteln, Themen und Querverbindungen, die sich nach mehr als drei Jahrzehnten des Sammelns auf natürliche Weise herauskristallisiert haben, bündeln und erfahrbar machen. Es ist mein großer Wunsch, dass dieses Museum auf besondere Art in die Welt hinausstrahlt und seine ganz eigene Geschichte erzählt. In diesem Sinne möchte ich auch, dass das Museum in jeder Hinsicht State of the Art“ ist. Dass wir nach vorn schauen heißt natürlich auch, dass wir die Gegenwartskunst und die junge Kunstszene in Wien bzw. Österreich mit einbeziehen und der nachfolgenden Generation die Möglichkeit zum Austausch geben.

Inwieweit spiegelt die Sammlung Ihren persönlichen Geschmack und Ihre Beziehung zur Kunst wider? Was interessiert Sie am meisten an der Kunst – und welche gesellschaftliche Aufgabe hat Kunst für Sie?
Ich würde von mir selbst sagen, ich bin ein Ästhet, ein Augenmensch – wenn ich ein Kunstwerk sehe, weiß ich im ersten Moment, ob es für meine Sammlung infrage kommt. Aus diesen oft aus dem Bauch heraus getätigten Ankäufen hat sich schließlich eine umfassende Sammlung entwickelt, die jedenfalls meinen persönlichen Geschmack widerspiegelt. In diesem Kontext sehe ich auch die gesellschaftliche Aufgabe von Kunst: In den letzten Jahren ist ihr Begriff stark erweitert worden, sie arbeitet heute mit ganz anderen technischen Möglichkeiten, und es heißt, die Kunst habe durch diese Entwicklung ihre Aura“ verloren. Ich wünsche mir, dass der Besuch meines Museums den Menschen diese verloren geglaubte Atmosphäre eines Originals gibt. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Infos

Nähere Infos zur neuen Horten Collection finden sich hier hortencollection​.com

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Wunder mit acht Armen
Woher diese Intelligenz stammt, dafür haben Forscher folgende Erklärung: in der stets gefährlichen Unterwasserwelt haben sie die Fähigkeit entwickelt, sich täuschend echt zu tarnen und auch Probleme zu lösen. Bei Experimenten, wo sie verstecktes Futter finden mussten, fanden sie etwa immer eine Lösung. Und auch eine Persönlichkeit, mit einem Schatz an Erfahrungen und Erinnerungen, sprechen Psychologen den achtarmigen Meerestieren zu. Diese Erfahrungen machen Oktopusse allerdings meist alleine. Ihrem Ruf als Einzelgänger werden sie äußerst gerecht. Nur einmal im Leben haben sie Kontakt zu anderen – und das in der Paarungszeit. 

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