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Ganz schön gewitzt: Fünf Bestseller der humorigen Weltliteratur sorgen dafür, dass Ihnen auch weiterhin nicht das Lachen vergeht.

Kein deutsches Ehepaar kann sich heute mehr ernsthaft über zu hart gekochte oder auch zu weiche Eier am Frühstückstisch streiten. Jedenfalls nicht, ohne dabei unweigerlich an Loriot zu denken, wie er mit seiner Schauspieler-Ehefrau Evelyn Hamann am Tisch vor dem berühmten Viereinhalb-Minuten-Ei“ sitzt und mit besserwisserischer Miene behauptet: Das Ei ist hart. Dabei macht sich Loriot nicht über die peniblen Deutschen lustig. Wer glaubt, Humor bestehe darin, sich über andere lustig zu machen, hat Humor nicht verstanden. Um komisch zu sein, muss man sich vor allem selbst zur Disposition stellen“, erklärte der Humorist seine Arbeit einmal. Dabei ist vieles von dem, was hier persifliert wird, längst Nostalgie geworden. Früher war mehr Lametta“, beklagte etwa Opa Hoppenstedt Ende der 1970er-Jahre erstmals in dem Kult-Sketch Weihnachten bei Hoppenstedts“. Und als Heinrich Lohse, Einkaufsdirektor der Deutschen Röhren AG, plötzlich in den Vorruhestand versetzt wird, endet das heinrichfreie“ Leben der Frau Lohse abrupt – heilloses Chaos bricht aus, als ihr Mann versucht, sich von nun an ein wenig im Haushalt nützlich zu machen.

Um komisch zu sein, muss man sich vor allem selbst zur Disposition stellen.” Loriot

Papa ante Portas“ war nach Ödipussi“ der zweite Spielfilm von Loriot, in dem er zugleich Schauspieler und Regisseur war. Überhaupt war Loriot, mit bürgerlichem Namen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, ein vielseitig begabter Künstler. Geboren 1923 in eine mecklenburgische Adelsfamilie, war er seit der Nachkriegszeit als Karikaturist, Schauspieler, Moderator, Regisseur und Kostümbildner tätig. Heute sind Loriot und seine Knollen-nasenmännchen, aber auch die untrennbar mit ihm verbundene ‑Evelyn Hamann nicht mehr aus der deutschen Humor-Landschaft wegzudenken – obwohl beide bereits verstorben sind. Der wahre Vicco von Bülow war übrigens 60 Jahre lang mit der Modezeichnerin Romi Schlumbom verheiratet und soll in Bezug auf seine Ehe einmal gesagt haben: Jemand, der immer lustig ist, ist etwas Unerträgliches.“ In diesem Jubiläumsband gibt Loriot Antwort auf Lebensfragen, die aus falscher Scham oft unerörtert bleiben. Die Überfülle des Bildmaterials erlaubt beglückende Einblicke in die Welt des menschlichen Strebens nach Vollkommenheit.

Schwarzhumoriges Schwächeln

Ich verehre Menschen, die eine ideale Gesellschaftsordnung suchen, und fürchte diejenigen, die sie gefunden haben“, soll ‑Ephraim Kishon einmal gesagt haben. Ob er seine satirischen Begabungen trotz oder wegen seiner dramatischen Lebensumstände in jungen Jahren entwickelte, bleibt ungewiss. Fakt ist: Der 1924 als Ferenc Hoffmann in Budapest geborene jüdische Autor überlebte mit Mut und Glück den Holocaust und floh später nach Israel. Nach Anfängen als Schlosser in einem Kibbuz schlug auch hier bald sein Talent zum humorvollen Texten durch. Die liebenswürdig-menschlichen Schwächen, die Familiengeschichten und das Chaos im Staate Israel – in dieser Ausgabe ist alles vereint.

Exzentrik geht immer!

In jungen Jahren spielte er am liebsten alte Ladys und trug Hüte, die auch der Queen stehen würden. Dabei keifte er ausgelassen über die schlechten Manieren der jungen Leute. Anfang 2020 ist mit Terry Jones einer der berühmtesten britischen Komiker gestorben. Mit Monty Python stellte er nicht nur den Humor auf der Insel auf neue Beine. Filme wie Die Ritter der Kokosnuss“ brachten weltweite Lacherfolge. Unvergessen bleibt auch der Silly Walk. Genau den hat der Grafiker David Merveille nun völlig neu inszeniert. Auch als Hausmann oder Fußballspieler lässt sich alberne Beinarbeit leisten! Das Ministerium für alberne Gangarten“ feiert 2020 übrigens sein 50-jähriges Jubiläum.

Zum Totlachen

Ingrid Noll sammelte viel Lebenserfahrung, bevor sie mit dem Schreiben begann. Aufgewachsen in China, drei Kinder großgezogen, eine hundertjährige Mutter gepflegt. Ihr erster Krimi wurde dann gleich ein Bestseller, es folgten viele weitere, stets Kriminalfälle von tiefschwarzem Humor, in denen Frauen ihre Ehemänner oder Liebhaber mit raffiniertesten Methoden ins Jenseits befördern. Jüngst erschien nun In Liebe Dein Karl“, Kurzgeschichten mit autobiografischen Noten. Auch hier paart sich wieder der für Noll typische kriminelle Witz mit der Liebe für ausgeklügelte Mordlüste. Nebenbei verrät die 85-Jährige aber auch viel aus ihrem eigenen Leben und vor allem, was sie am Altwerden stört.

Gesprächs-Gehopse

Eines Tages klingelt es unvermutet an der Haustür eines unbedeutenden Kleinkünstlers namens Marc-Uwe Kling. Vor ihm steht sein neuer Nachbar. Er ist ein Känguru und fragt nach ein paar Eiern für einen Pfannkuchenteig. Das Känguru ist ein gewitzter Kommunist, stellt sich bald heraus – stets auf radikale Umverteilung zu seinem eigenen Vorteil bedacht. Seine mittlerweile vier Bücher lange Freundschaft mit Marc-Uwe Kling hievte den hüpfenden Lebenskünstler allerdings hoch in die Bestseller-Listen. Die Gespräche der beiden drehen sich um den Tütensuppen-Totalitarismus, um die Tyrannei der Tristesse oder auch schon mal um das Baader-Meinhof-Quartett.