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Erwin Wurm im Talk über Kunst, Design und Mode.

Seine Kunst hinterlässt international kreative Spuren. Ob Fat Cars, One Minute Sculptures oder zuletzt seine Installation für den neuen Louis Vuitton Store am Wiener Graben. Wo seine überdimensionalen Arbeiten sind, verwandeln sich Räume in ein Erlebnis der Extraklasse. Ein Gespräch über außergewöhnliche Zugänge und praktische Ausführungen.

Im neuen Louis Vuitton Store in Wien kann man Flat-Sculptures von Ihnen bewundern. Eigentlich ist man von Ihnen große 3D Skulpturen gewohnt. War Malerei für Sie immer schon ein Thema?
Ich hab schon als Kind kleine Skulpturen gefertigt. Als ich dann an der Angewandten studierte, wollte ich eigentlich in die Maler-Klasse, jedoch bin ich in der Bildhauer-Klasse gelandet. Anscheinend hat man damals schon ein großes Talent für die drei Dimensionen in mir gesehen. 

Wie waren Ihre künstlerischen Anfänge?
Ich habe dann neben dem Studium schon mit Abfällen anderer gearbeitet – Holz, Dosen, Altkleider. Ich habe viel Research zum Thema 2D/3D und Masse betrieben. Höhe, Form…Bereits die antiken griechischen Künstler haben massive Körper mit Haut definiert. Und unsere Kleidung ist unsere zweite Haut. Somit spielt dieses Thema in meiner Arbeit eine Rolle.

Wie haben Sie bereits konkret das Thema Mode in Ihrer Arbeit umgesetzt?
Beispiel dafür: Fabio zieht sich an“. 13 Pullover – dadurch wird die 2. Dimension in eine dritte geführt. Der Körper verändert sich dadurch, Masse wird durch Mode hinzugegeben, wieder weggenommen. Und genau das ist auch Bildhauerei. Und indem man das Volumen verändert, kommt es auch zu einer inhaltlichen Veränderung. 

Aktuell gibt es dazu auch ein Projekt in Tel Aviv, wo die Besucher mit Fundstücken selbst zur Skulptur werden. Diese One Minute Sculptures“ wurden auch auf Polaroid festgehalten. Und landeten so sogar im Red Hot Chili Peppers Video Can´t Stop“. Nach Reklamation werde ich dort auch als Künstler genannt. Kleidung wird wie eine Schicht getrgen. Diese One Minute Sculptures wurden auch viel in Magazinen gefeatured. Ich nutze damit die Massenmedien als Raum. Kunst soll demokratisch nutzbar sein.

Indem man das Volumen verändert, kommt es auch zu einer inhaltlichen Veränderung.”

Sie kreieren auch mit Worten Skulpturen. Wie funktioniert das?
Ein Beispiel: Luft liegt auf Landschaft und deckt alles zu. Worte sind Skulpturen, die im Kopf entstehen. 

Eine Basis für die aktuelle Arbeit für Louis Vuitton?
Ich war auf einer griechischen Insel, mir war fad und ging mit meinem Freund Hans Weigand in einem Geschäft für Kunstbedarf. Und dann bin ich in die Malerei reingekippt. Dann gab es vor einem Jahr die Ausstellung bei Thaddaeus Ropac in Paris, und dort hat Peter Marino Arbeiten gekauft und die Ausstattung für Louis Vuitton in Auftrag gegeben. Aus der Idee Form, Masse, Volumen, Haut und Worten sind dann die Flat Sculptures entstanden. Flache Skulpturen, wie wenn man über eine Plastilinkugel walzt, wird ein Kreis daraus. Aus 3D wird 2D.

Welche Worte haben Sie für Ihr Werk im Louis Vuitton Store gewählt?
Form, Love, Beauty, Louis, Deep…ich habe die Begriffe natürlich selbst ausgesucht. Die Werke, die hier im Louis-Vuitton-Store gezeigt werden, sind somit inhaltlich durch ihre Wörter aufgeladen: Die »form« für die Form, »beauty« für Schönheit bezieht sich auf die Welt, in der auch ich immer wieder arbeite. »Body«, weil der Körper in meiner Arbeit immer eine große Rolle spielt. »Case« meint in diesem Fall eine Tasche und »Louis« ist eine Anspielung. »Deep«: Zum einen spielt die Tiefe ebenso skulptural eine Rolle, weil das Bild unten im Keller hängt, zum anderen ist Tiefe inhaltlich gemeint. Da ist vieles Intuition.

Ihr Werk ist zentral im LV Store platziert – wie wichtig ist die Proportion für die Wirkung?
Durch die Verspiegelungen der Treppe wird das Ganze multipliziert und aufgelöst und bekommt etwas wahnsinnig Interessantes, Dynamisches. Der Architekt Peter Marino hatte klare Vorgaben, die das Werk wunderbar zur Geltung bringen.

Was geschieht mit den Entwürfen, die übrig sind?
Aus denen werden große Flaggen gemacht, die vor den großen LV Stores hängen und auch Taschen werden daraus produziert.

Besten Dank für das Gespräch!

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16. November 2023 Copenhagen_Alchemist2

Copenhagen Inside

Kopenhagen gilt seit langem als Pionier in Sachen Stadtplanung und Nachhaltigkeit und ist von 2023 bis 2026 UNESCO-Welthauptstadt der Architektur. Und es ist auch eine Stadt, die von gutem Design wie besessen ist. Christian Martinez lebt und arbeitet als Designjournalist in Kopenhagen und verrät uns exklusiv seine Insidertipps.

Dänen sind designbesessen. Ich meine das größtenteils im Guten. Es kann natürlich verrückt erscheinen, 4.000 Euro für einen Stuhl auszugeben, aber wenn es sich bei diesem Stuhl um den Spanish Chair“ handelt, der 1958 von Børge Mogensen entworfen wurde und als meisterhafter Beitrag zum modernen Design gilt, sorgt er nicht nur für eine starke Präsenz im Raum. Er macht Sinn . Es ist ein Stuhl aus massiver Eiche mit erstklassigem Sattelleder, der mit zunehmendem Alter immer schöner wird – und mich wahrscheinlich überdauert, ohne es überhaupt zu versuchen. Vielleicht sind 4.000 Euro für so einen Stuhl doch gar nicht so verrückt. Vielleicht ist es ein Berufsrisiko, nachdem ich über ein Jahrzehnt lang über Design geschrieben habe. Was ich jedoch weiß, ist, dass nur wenige Städte auf der Welt Design so in ihrer DNA haben wie Kopenhagen. Wenn ich aus dem Ausland nach Hause komme, werde ich gleich daran erinnert, wenn ich das Flugzeug verlasse und den Terminal betrete. Allerdings ist es nicht immer eine gute Sache. Diese dänische Besessenheit hat einen Preis, der 4.000 Euro wie Kleingeld erscheinen lässt. Zum Beispiel, als die Stadt kürzlich einem prestigeträchtigen Bau eines neuen Fahrrad-Sharing- Programms den Stecker zog , das den dänischen Steuerzahler satte 13 Millionen Euro kostete. Aber ich schweife ab. Am besten man erkundet den Designfaktor der Stadt mit tollem Design selbst. Hier meine Insider-Route. 

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22. September 2022 Häberli c Rado

Neue Avantgarde

Designer Alfredo Häberli über Präzision, Perfektion und neue Pläne. Ein Talk.


Vom Stuhl Interface“, dessen Verwendungsmöglichkeiten ganz von der eigenen Vorstellungskraft abhängen, über das Bücherregal Pattern“, das sowohl horizontal als auch vertikal Stabilität gibt, bis hin zum Einfamilienhaus Haussicht“ im Holzdesign: Man könnte sagen, Alfredo Häberli hat seiner Kreativität bereits in allen Designbereichen freien Lauf gelassen. Im Gespräch erzählt er von seinem Zugang zur Perfektion, Projekten wie dem 25hours Hotel in Zürich und wer ihn in seiner Arbeit inspiriert. 

Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry meinte: Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ Würden Sie diese Aussage in Bezug auf Design bestätigen?

Ja, kann ich. Noch lieber sehe ich aber mit dem Herzen („Der kleine Prinz“). Ich frage mich dennoch, wie weit Perfektion anzustreben ist? Ich denke, eine gewisse Präzision und Eigenständigkeit empfinde ich als wertvoller als Perfektion. Ich schätze Dinge, die nicht ganz perfekt sind, ein wenig mehr, denn sie regen mich zum Nachdenken an.

Welche Begriffe beschreiben Ihre Designs am besten?

In zwei Worten: Präzision und ­Poesie. Genauer gesagt ist es das Lineare und Erfinderische der Präzision auf der einen Seite und das Unbeschreibliche, Intuitive, Kunstvolle der Poesie auf der anderen. Im Moment beschäftige ich mich mit der intuitiven Intelligenz.

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18. März 2024 Sylvie Fleury 06

Sylvie Fleury: Provokation und Innovation

Die Kunsthal Rotterdam präsentiert Sylvie Fleury: Eine Ausstellung, die Genderstereotype und Konsumismus herausfordert.

Die Kunsthal Rotterdam präsentiert seit 30. März 2024 mit Yes to all“ provokative Installationen, Skulpturen und Gemälde der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury erstmals in den Niederlanden. Mit modernen Werbestrategien und humorvollen Inszenierungen hinterfragt sie unsere Vorstellungen von Weiblichkeit und Konsum. In den 1990er Jahren erlangte Fleury mit ihrer ironischen Darstellung von Glamour und Mode Berühmtheit. Doch ihre Kunst ist mehr als nur eine kritische Reflexion der Konsumkultur. Mit lebendigen Farben, markanten Materialien und überraschenden Widersprüchen unterstreicht sie die Geschlechterstereotype und unrealistischen Schönheitsideale, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Fleury setzt sich mit dem Thema Feminismus auseinander, indem sie Elemente der weiblichen Ästhetik in einen neuen Kontext stellt. Sie dekonstruiert die Erwartungen an Frauen und stellt die Machtstrukturen in Frage, die unser Verständnis von Weiblichkeit bestimmen.

kunsthal​.nl

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