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Die Ankeruhr, ein Wiener Wunderwerk der Technik, geht jetzt mit der Zeit und wird mit 3.600 NFT auch digital.

Die Ankeruhr am Hohen Markt ist das beste Beispiel: Magnet für Touristen, eine Selbstverständlichkeit für den gelernten Wiener. Doch der Blick lohnt sich: Was sich hier offenbart, ist ein technisches Wunderwerk in ästhetischer Vollendung.

Die Ankeruhr wird digital! Informationen dazu gibt es auf ankeruhr.art

Am Anfang war die Brücke
Zwei Gebäudeteile der rasch wachsenden Anker Versicherungsanstalt sollten über die Gasse miteinander verbunden werden. Wenn man sich vergegenwärtigt, in welcher Form so etwas heutzutage realisiert wird, kann man vor den Künstlern des Jugendstils nur niederknien. Der gefragte Maler und Bildhauer Franz von Matsch, in jungen Jahren Ateliergenosse der Brüder Klimt, bekam 1911 den Auftrag, das architektonische Element samt Uhr zu gestalten. Doch statt Minutenanzeigen in einen Kreis zu pressen, hatte Matsch die geniale Idee, entlang der Brückenkonstruktion einen horizontalen Zeitmesser zu entwerfen, der überdies ein Figurentheater beherbergt. Jede Stunde zieht eine historische Persönlichkeit vorüber, die für die Geschichte der Stadt von besonderer Bedeutung war. Die Gestalt tritt pünktlich in Erscheinung, verschwindet wieder ins Nichts und macht so den Lauf der Zeit und die Endlichkeit unseres Daseins deutlich. Eine bildhafte Darstellung der Vergänglichkeit und damit eine indirekte Anregung zur Vorsorge: Das konnte einer Versicherung nur gefallen!

Die Ankeruhr inszeniert seit 1911 die Zeitmessung als großes Theater.

Angeblich wurde Matsch auch von der Tatsache inspiriert, dass an der Stelle des heutigen Hohen Marktes im einstigen Legionslager Vindobona die Stabsoffiziere untergebracht waren und sich schon die Römer an kunstvoll gestalteten Sonnenuhren orientiert haben. Zudem soll hier Jahrhunderte später eine der ersten mechanischen Uhren auf dem einstigen Stadtgerichtsgebäude angebracht worden sein. Wie auch immer, Matsch machte seine Spieluhr zum Gesamtkunstwerk, indem er auch noch jeder Figur eine eigene Musik zuordnete. Wobei es hier auch zu einigen Veränderungen kam und die Entstehung der Uhr von den historischen Ereignissen überrollt wurde: So ist etwa die Stunde von 12 bis 1 Uhr dem Musikgenie Joseph Haydn gewidmet, wozu ursprünglich die von ihm erdachte Kaiserhymne erklungen ist. 

Die Uhr wurde allerdings erst 1914 knapp vor der Ermordung des Thronfolgers und dem Ausbruch des 1. Weltkriegs fertiggestellt. Die offizielle feierliche Eröffnung wurde daher auf Friedenszeiten verschoben und fand letztlich nie statt. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Ausrufung der Republik hatte man mit der Kaiserhymne aber keine rechte Freude mehr – und so wurde Haydn kurzerhand ein Auszug aus seinem Oratorium Die Schöpfung“ zugeteilt. Im 2. Weltkrieg wurde die Ankeruhr erheblich beschädigt, und das Orgelwerk im Inneren der Uhr, das die Klänge ursprünglich über 1.000 Pfeifen erzeugte, war nicht mehr verwendbar. Stattdessen wurde in den 1950er-Jahren eine Tonanlage installiert. Heute hören wir bearbeitete Fassungen der Musikstücke, die der bekannte Organist Hans Haselböck 1978 aufgenommen hat. Der Kreis hat sich geschlossen, als sein Sohn Martin Haselböck mit Musikern des Orchesters Wiener Akademie Neuinterpretationen der Stücke präsentieren durfte. Initiiert wurde diese Aktion von der Helvetia, die jetzt Eigentümer der Uhr ist und sich auch um deren Erhaltung kümmert. 

Die Ankeruhr ist ein ­handwerkliches ­Meisterwerk mit künstlerischem Genie.

Ein schweres Erbe. Wer je das Glück hatte, einen Rundgang durch das Innere der Uhr machen zu dürfen – gewissermaßen ins Herz der Zeit vorzustoßen –, bekommt einen Eindruck von der Komplexität der Konstruktion. Ein Rätsel, wie die Bewegung der mannshohen Figuren über riesige Räderwerke und Kettenantriebe punktgenau funktioniert und für den Zuschauer ein Schauspiel der Zeitläufte kreiert. Eine handwerkliche Meisterleistung, die sich mit künstlerischem Genie verbindet – und genau das war ja der Anspruch der Kreativen im Wien des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts: die Durchdringung der Welt mit künstlerischen Mitteln, die Ästhetisierung des Alltags, die kulturelle Aufladung der Realität, das Gesamtkunstwerk! 

Was damals im Bereich Design, Kunst, Architektur und Raumplanung erschaffen wurde, davon zehren wir bis heute. Man darf darüber spekulieren, welche gegenwärtigen Kreationen und Errungenschaften in hundert Jahren von Touristen gestürmt und von den Einheimischen vielleicht immer noch links liegen gelassen werden.

Die Anker Uhr wird digital!

Jetzt kann man auch ein Stück der Ankeruhr besitzen! Genauer gesagt eine Sekunde in der Zeit zwischen 11 und 12 Uhr. Da durchwandert Maria Theresia mit ihrem Mann Franz Stephan von Lothringen das Sichtfeld auf der Ankeruhr. Jede Sekunde wird auf einem NFT festgehalten und als Originalkunstwerk zertifiziert. Das ergibt eine limitierte Auflage von 3.600 Stück. 
Informationen dazu gibt es auf ankeruhr.art

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30. März 2022 Select Facts

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22. Dezember 2020 New Oona Horx Strathern c Klaus Vyhnalek

Blick in die Zukunft

Der Fortschritt klopft an, und wir machen nicht auf? Oona Horx-Strathern, CEO des Zukunftsinstituts Horx, analysiert, wie Corona das Leben verändert und warum Gemeinsinn manchmal smarter ist als Künstliche Intelligenz.

Corona hat dafür gesorgt, dass das Zuhause wieder einen wichtigeren Stellenwert in unserem Leben hat. Hält sich diese Aufwertung der eigenen vier Wände auch in Zukunft?
Unser Zuhause ist manchmal wie eine Tante, die man eigentlich immer schon anrufen wollte, aber man lässt es doch sein, weil man weiß, dass sie kompliziert ist und jammern wird. Wenn man abends von der Arbeit nach Hause kam und die Wände, den Teppich, die Möbel registrierte, dachte man: Eigentlich müsste ich mal etwas verändern. Aber man ließ es, weil es zu anstrengend erschien. Das änderte die Krise radikal. Nachdem die Menschen fast nur noch zu Hause waren, begannen sie sich auf eine neue Weise mit ihrer häuslichen Umgebung auseinanderzusetzen – und zu identifizieren. Es hat sich etwas verändert in der Beziehung zu unseren Wohnungen und Häusern. Wir nehmen unsere häusliche Umgebung anders wahr. Wir wohnen bewusster – und das wird noch eine Weile halten, vielleicht sogar für immer. 

Die Technik ist ein ganz entscheidender Faktor in dieser Hinsicht. Sie ermöglicht es uns, auch für längere Zeit das Haus nicht verlassen zu müssen. Wohin wird dieser Trend noch führen?
Wir werden in Zukunft vielleicht mehr zu Hause arbeiten und dafür die Technik aufrüsten, beispielsweise eine Zoom-Ecke aufbauen. Aber abgesehen davon haben wir gemerkt, dass es weniger das Smart Home“ war, das uns gefehlt hat, sondern eher der soziale Kontakt. Technik ist nur ein Tool. Wichtiger ist die soziale Technik, und die Krise hat uns gezwungen, unsere soziale Umgebung neu zu definieren, zu überdenken und zu bewerten. Balkone und Shared Spaces“, in denen wir bestimmte Dienstleistungen auch im Lockdown in Anspruch nehmen konnten, waren wichtiger als eine App, die uns abends automatisch die Vorhänge zumacht.

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10. Februar 2021 Photo Irwin Wong Handmadein Japan gestalten2020

Große Gestaltungsgeister

Design zum Lesen: Wer uns in Form bringt, aufbaut und die Welt von ihrer schönsten Seite zeigt.

Alte Handwerkskünste gibt es überall auf der Welt. Doch die japanischen Papiermacher, Indigofärber, Schwertmacher, Maskenschnitzer und Schirmhersteller sind einfach unverkennbar. In Farbe, Form und Material spiegeln sich jahrhundertelang gepflegtes Wissen und kulturelle Erzählungen, wie sie nur in Japan vorkommen. Wer tief eintauchen möchte in die buddhistische Ruhe und Konzentration, mit der hier Regenschirme aus Ölpapier gefertigt, Stoffe mit mystischen Motiven bemalt und Samuraischwerter stundenlang geschärft werden, dem ist dieses Buch unbedingt zu empfehlen. Da gibt es den Kimonomacher, der dieses traditionelle Gewand aus den Seidenstoffrollen Tan“ schneidert. Kimonos, die Seidenkaftans, gibt es seit vielen Jahrhunderten: Der Kimono lebt bis ‑heute in vielen Formen und Farben weiter, er hat längst internationale Designer inspiriert. Doch den traditionellen Kimono macht das Ise-Katagami-Design aus: Das sind traditionelle Druckschablonen, mit denen man Muster auf die Stoffe bringt. Gefertigt werden sie aus speziellem Japanpapier, das mit dem Saft einer Kaki-Frucht gefärbt wird. 

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