Das macht Unsinn: In seiner Heimatgemeinde Herrnbaumgarten hat Fritz Gall das weltweit erste „Nonseum“ eingerichtet.
Richtet man sich nach der englischen Bezeichnung, von der das Wort „Nonsens“ abstammt, dann bedeutet es einfach nur „Unsinn“. Für Fritz Gall ist es viel mehr als das. Es ist ein Versprechen an die kindliche Kreativität, die neben den seriösen und sinnvollen Dingen, die wir alle jeden Tag machen, in uns schlummert und darauf wartet, geweckt zu werden. Eine Ode an alles, das wenig Sinn, aber umso mehr Spaß macht. Für Fritz Gall ist der Begriff Nonsens so wichtig, dass er ihm ein ganzes Museum gewidmet hat. Seit 1994 werden im „Nonseum“ in der idyllischen Gemeinde Herrnbaumgarten im Weinviertel auf 700 Quadratmetern „487,3 Erfindungen, die wir auch nicht brauchen“, ausgestellt, wie es auf dem Schild über dem Eingang heißt. Viele davon stammen aus der Ideenwelt und Werkstatt des Gründers selbst.
Alles begann 1984, als Fritz Gall zusammen mit Friedl Umschaid und weiteren Freunden mit der Ausschreibung zur „1. Österreichischen Nonsens-Erfindermesse“ für Aufmerksamkeit sorgte. Auf Umschaids Bauernhof wurden sinnbefreite Erfindungen aufgebaut, Plakate wurden gedruckt, die Lokalzeitungen angeschrieben, und dann hofften die jungen Herren auf interessierte Gäste. Am Ende wurden rund 5.000 Besucher daraus, das Fernsehen rückte mit Kameras an, und Herrnbaumgarten war auf einmal berühmt. Die kurze, aber intensive Aufmerksamkeit wurde sofort genutzt: Fritz Gall gründete 1991 zusammen mit seinen Kumpanen den „Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen“ und in weiterer Folge das weltweit einzigartige „Nonseum“. Mittlerweile kann sich Fritz Gall voll und ganz dem ansehnlichen Unsinn in seiner Erfinderwerkstatt widmen, denn seit einiger Zeit ist der studierte Bildhauer in Pension, nachdem er sich als Kunstlehrer an der Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Mistelbach verdient gemacht hat. Nun bastelt er in seinem Geburts- und Heimatort Herrnbaumgarten ganzjährig an der Weltverbesserung durch eine Handschelle für einarmige Banditen und die weltweit größte Knopflochsammlung. Anfangs reagierten die Bewohner von Herrnbaumgarten zwar durchaus wohlwollend, aber die Sonderlinge rund um Fritz Gall wurden trotzdem belächelt. Im Lauf der Zeit wurden sie allerdings immer mehr in den Nonsens miteingebunden mit Aktionen wie Dodamauna Unlimited, dem Einzelsockenwandertag oder der Kennzeichnung der Ortschaft mit vielsprachigen Ortstafeln. Mit den ersten Gästeströmen und der Notwendigkeit, neue Frühstückspensionen zu eröffnen, wich die anfängliche Skepsis zunehmend der enthusiastischen Begeisterung.
Doch wie kommt man auf all diese außergewöhnlichen Dinge, die so herrlich amüsant und unbrauchbar sind? „Für den Anfang reicht es, ausrangiertes altes Zeug zu finden, das man auf den ersten Blick nicht brauchen kann. Auf den zweiten übrigens auch nicht! Nun gilt es zuzuwarten und dieses glanzlose Treibgut so lange einzulagern, bis sich die Einzelstücke wie von selbst im Kopf zu einem wundersamen Ding finden. Ab diesem Zeitpunkt braucht es nur noch handwerkliche Raffinesse, alle Puzzleteile gekonnt zusammenzufügen und zu einem selbstgenügsamen Prototyp zu formen, dessen einziger Zweck es ist, nichts im freundlichsten Sinn zu produzieren“, erklärt Fritz Gall den mäandernden Denk- und Gestaltungsprozess. Zusätzlich zu den Exponaten im Nonseum können in Herrnbaumgarten auch immer wieder Events der anderen Art besucht werden. Bei „Irgendwie Olympia“ im Jahr 2005 wurde Wettkampf neu gedacht, und es gab Kategorien wie z. B. das Handtuchwerfen für Politiker. Ein düsteres Ziel verfolgen oder daran glauben, dass dieses sowieso nie erreicht wird, konnten Interessierte am „Wandertag für Pessimisten“ im Jahr 2013. Gemütlicher geht es hingegen beim traditionellen „24-Stunden-Weinbergschneckenrennen“ zu. Wer sich selbst und das Leben nicht allzu ernst nimmt, ist in Herrnbaumgarten und Fritz Galls „Nonseum“ auf jeden Fall herzlich willkommen, und vielleicht kann einem der Nonseumsdirektor beibringen, wie man sich jene wunderbare Eigenschaft bewahrt, die den meisten von uns im Lauf der Zeit abhanden kommt: den kindlichen Leichtsinn.

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