Kunst verlangt nach neuen Formen und Materialien. High-tech-Keramik eröffnet hier neue Möglichkeiten – von Architektur bis Hightech-Uhren.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Künstler stets auf der Suche nach neuen, innovativen Materialien sind. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, ihren Ideen eine kreative Form und Ästhetik zu verleihen. Was etwa wäre Michelangelos berühmter David, wäre er nicht aus hellem Marmor gefertigt, welcher der Monumentalplastik Leichtigkeit und Eleganz verleiht? Oder wie hätten die Kunstwerke des Verpackungskünstlers Christo ausgesehen, hätte er nicht moderne Werkstoffe zur Verfügung gehabt? Kunst ohne moderne Materialien ist kaum mehr denkbar. Schließlich wollen besondere Effekte erzielt werden – und darauf hat das Material einen wesentlichen Einfluss. Haptisch, optisch und auch funktionell. Wie lässt sich ein Material verarbeiten, was ist damit möglich?
Fündig werden Künstler dabei immer öfter im Hightech-Bereich. Ein besonders spektakuläres Beispiel dabei ist etwa der Werkstoff Hightech-Keramik, der ganzen Gebäuden einen futuristischen Touch verleiht. Nicht verwunderlich, dass etwa auch das Museum Brandhorst in München bei seiner Fassade auf diesen innovativen Werkstoff vertraut. Damit wird nicht nur im Inneren zeitgenössische Kunst präsentiert, sondern das ganze Gebäude selbst wird zum Kunstwerk. Auch im Interieurbereich kommt das formschöne Material vermehrt zum Einsatz, wie etwa die Designschmiede Vidrostone eindrucksvoll beweist. Hier werden ganze Innenräume und sogar Fassaden aus dem vielseitigen Werkstoff gezaubert.
Unvergängliche Schönheit
Zur wahrer Höchstform läuft das funktionale Wunderwerk bei der Uhrmacherkunst auf. Dort hat man seine Vorzüge rasch erkannt: Es ist leicht, hypoallergen, kratz- und verschleißfest. UV-Strahlung macht ihm keinerlei Probleme, Feuchtigkeit – seit jeher der Todfeind jedes Uhrwerks – ist ebenfalls kein Thema, Form und Glanz bleiben mindestens für Jahrzehnte erhalten. Kurz: ein Material, das wertvollen Tickern quasi „unvergängliche Schönheit“ bescheren kann. Perfekt also für den Bau hochwertiger Zeitmesser.
Rado war eine der Marken, die diesen Trend frühzeitig erkannt und perfektioniert hat. 1989 präsentierte man die – nomen est omen – „Ceramica“. Ein Zeitmesser, dessen Gehäuse und Armband komplett aus Keramik bestanden. Sie war schwarz, glänzend, geometrisch und sah aus, als käme sie direkt aus der Zukunft. Rado legte damit den Grundstein für seinen Ruf als Keramikspezialist. 2017 hat Rado die „Ceramica“ neu aufgelegt, allerdings mit einigen grundlegenden Aktualisierungen durch den weltbekannten Industriedesigner Konstantin Grcic.
“High-tech Keramik ist das perfekte Material für den Bau hochwertiger Zeitmesser. Ein Trend, den Rado frühzeitig erkannte.”
Rado ging in Sachen Keramikuhren weiter als jeder andere Uhrenhersteller. Die „Ceramica“ war nur der Anfang. Im Jahr 1991 folgte die „Coupole“ aus weißer Keramik, 1998 die erste „Ceramica“ aus sogenannter Plasmakeramik, 2011 die „D‑Star“ in Ceramos, ein Stoff aus Keramik und Metall, und in den letzten Jahren eine Reihe von farbigen Keramikuhren in Blau‑, Grün- und Brauntönen. Besonders bunt treiben es die Hightech-Keramik-Zeitmesser aus der „True Thinline Les Couleurs Le Corbusier“-Kollektion, die so farbenfrohe Namen tragen wie „spectacular ultramarine“, „powerful orange“ oder „sunshine yellow“.
Mittlerweile ist Rado über die Station Hightech-Keramik bei der „Plasma-Hightech-Keramik“ angelangt. Aber der Reihe nach: Die Grundlage für Zeitmesser aus Hightech-Keramik ist ultrafeines Zirkonoxidpulver, das anschließend mit Pigmenten vermischt und unter Hochdruck in eine Gussform gespritzt wird. „Gebacken“ werden die Keramikkomponenten in einem Ofen bei 1.450 Grad Celsius. Dabei verschmelzen Zirkonoxid und Farbpigmente miteinander. Bei diesen hohen Temperaturen schrumpfen die Komponenten und erreichen so ihre endgültige Dichte und Farbgebung.
Aber damit noch nicht genug: Beim abschließenden Veredelungsverfahren, das mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, können sowohl hochglänzende als auch matte Oberflächen erzielt werden. Das Endprodukt verfügt nicht nur über hypoallergene Eigenschaften, sondern ist um 500 Prozent härter und dabei um 25 Prozent leichter als Edelstahl.
Plasma zum Staunen
Vielen mag das schon wie moderne Alchemie dünken. Endgültig ins Staunen kommt man aber, wenn man einen genaueren Blick auf die „Plasma-Hightech-Keramik“ wirft. Bei diesem Verfahren wird komplett auf Pigmente verzichtet: Weiße Keramikkomponenten werden in einem speziellen Reaktor einer Plasmasäule bei Temperaturen bis zu 20.000 Grad Celsius „aktivierten Gasen“ ausgesetzt. Die Keramik nimmt dadurch einen warmen, grau-metallischen Schimmer an. Und das wohlgemerkt, ohne dass ein Metall zum Einsatz kommt. Struktur und Eigenschaften der Keramik bleiben erhalten.
Somit zeichnet sich plasmabehandelte Keramik durch die gleiche Härte, Kratzfestigkeit, Hautverträglichkeit und ein ebenso leichtes Gewicht aus wie Hightech-Keramik. Mittlerweile ist es Rado gelungen, diesen eher monochromen „Plasma“-Uhren auch Farbe zu verleihen. Wer sich einen Zeitmesser dieser Machart zulegt, etwa die retro-angehauchte „Captain Cook High-Tech Ceramic“, bekommt ein Produkt, das strapazierfähig und unempfindlich gegenüber beinahe allen Elementen, kurz: langlebig ist. Darüber hinaus liegt die Uhr geschmeidig am Handgelenk. Ein Hightech-Kunstwerk, das inhaltlich seiner Zeit voraus ist – auch wenn die Zeiger immer präzise genau den Moment anzeigen.
Musikalisches Erlebnis
12. Februar 2024
Venedig Biennale
Venedig Biennale: Eine Ode an zeitgenössische Kunst
Die 60. Internationale Biennale Arte, kuratiert von Adriano Pedrosa, findet von 20. April bis 24. November 2024 in Venedig statt. Jährlich reisen zahlreiche Besucher und Besucherinnen an um ein paar Tage in der Wasserstadt zu verbringen. Nicht nur die Kulisse der malerischen Wasserwege, historischen Paläste und charmanten Brücken ziehen Scharenweise Touristen an sondern auch die älteste internationale Biennale, das Highlight der Kunstmetropole.
16. Oktober 2024
Der Kunst ihre Zeit, der Zeit ihre Kunst
Der Hype um den aus Ghana stammenden Maler Amoako Boafo ist gewaltig: In Wien ausgebildet, werden seine Bilder immer wieder mit jenen Schieles verglichen.
Es war im vergangenen Frühjahr, als eine der weltweit größten und wichtigsten Galerien, Gagosian in New York, dem ghanaischen Maler Amoako Boafo eine Einzelausstellung ausrichtete. All die Motive, mit denen Boafo in den Jahren zuvor den Kunstmarkt entzückt und es damit bis ins New Yorker Guggenheim Museum geschafft hat, waren in dem Galerieraum in Chelsea zu sehen: pastose, teils mit den Fingern gemalte Porträts von Freunden und schwarzen Identifikationsfiguren vor flächigem oder auch wild ornamentalem Hintergrund.
21. November 2022
Urbane Lesezeichen
Bücher sind Freunde: Extravagante Bibliotheken liegen im Bautrend. So entstehen weltweit demokratische, offene Räume mit Designfaktor der Extraklasse. Ebenfalls eingeladen: die Multimedia-Kumpels Film, Video, Gaming, Werkstatt, Tontechnik und Co.
Fast modisch sieht er aus, der gestreckte sandgelbe Baukörper der neuen Bibliothek Oodi im Herzen Helsinkis: Organische Schichten aus Holz, Glas und Stahl erinnern an mehrlagige Säume eines Kleides. Weiche Wellen umspülen Grüppchen junger Finnen und türmen sich wie ein schützender Überhang über dem verglasten Eingang auf. Im dritten Geschoß verschmilzt ein milchig weißes Dach zum intimen Zelt-Look. Dass ALA Architects hier weit mehr geschaffen haben als bloß eine neue Städtische Bibliothek, spürt man auf Anhieb. Dezidiert „noncommercial“ ist die neue Architekturikone im kulturellen Gravitationszentrum Helsinkis, eher ein Werkzeugkasten für Kreativität.
So überrascht es auch nicht, dass Skandinaviens spannendste Flagship Library eine Gemeinschaftsküche aufweist, entspannte Sitzstufen, die zum Plaudern einladen, ferner Workshop-Räume für Audio-Technologien, den Kinosaal Regina, eine eigene Zone für Pop-up Events, Säle für Performances oder Lectures und, und, und. In Summe lotet dieses vielfältige Angebot neue Sichtweisen auf den Gebäudetypus Bibliothek aus. Oodi will User mit Kenntnissen versorgen, neue Fähigkeiten vermitteln, ein Ort des Lernens, Arbeitens und Entspannens sein – so charakterisieren die Planer die Bibliothek. Weil sie in Finnland steht, der demokratische Musterschüler mit den guten PISA-Noten und eine eifrige Bücherleser-Nation überdies, wurde die Bevölkerung bereits vor der Planung angeregt, eigene Wünsche einzubringen. Das beschert Oodi nun Gaming Rooms, Studios für Musik‑, Foto- und Videoaufnahmen. Und hinter einer versteckten kleinen Tür in einem Bücherregal ganz am Nordende des dritten Geschoßes einen kuscheligen, orangefarbenen, gut gepolsterten Geheimraum für kluge Kinder. Wie ein Lesenest sieht er aus.