Beim Wiener Kabarettfestival sorgen Gag-Größen wie Andi Vitásek, Gery Seidl, Eva Maria Marold und Nadja Maleh für eine extrem hohe Pointendichte.
Es darf wieder erfrischend und ausgiebig gelacht, aber auch tief geblickt werden in die Gedankenwelten von einigen der größten Kleinkunststars des Landes: Das Wiener Kabarettfestival im Arkadenhof des Rathauses geht von 22. bis 27. Juli in die nächste Runde. Dabei liefern sich seit 2011 alljährlich Gag-Schleuderer und lustige Ladys einige Partien Pointen-Pingpong. Neben vielem zum Lachen gibt es auch stets einiges zum Nachdenken, jedenfalls werden Kabarettgrößen wie Nadja Maleh, Eva Maria Marold, Gery Seidl, Andi Vitásek, Christof Spörk, Gerald Fleischhacker und weitere mehr für Spaß und für jede Menge Attacken auf die Lachmuskeln sorgen.
Damit einen höchstens die Lachtränen des Sitznachbarn oder der Sitznachbarin nass machen, ist der Arkadenhof des Wiener Rathauses vor Regen geschützt, 1.300 Gäste werden jeden Abend in den Genuss kommen können, wenn meist je zwei Programme pro Termin avisiert sind. Es gibt also Schmäh und Charme im Doppelpack und Kleinkunst im großen Stil.
Zum gewagten „Eiertanz“ (so heißt auch das Programm) lädt beispielsweise Christof Spörk, der als Philosoph unter den Kabarettisten gilt. Er nimmt sich der Glücksfälle und ‑Stolpersteine des Lebens mit Tiefsinn, Witz und Verve an. Spörk, den Kritiker schon „fantastisch“, „fulminant“ und „funkelnd“ nannten, fragt sich, woran es liegt, dass wir auf der Suche nach dem Glück ständig herumeiern. Er denkt laut darüber nach, warum der Mensch ein derart kompliziertes Wesen ist – warum er optimiert, spezifiziert, evaluiert, sublimiert und so weiter. Und während er so satirisch philosophiert (oder philosophisch Satire macht?), kommt ihm der Gedanke: „Ist uns einfach nur fad im Schädel?“ In seinem neuen Programm begibt sich Spörk, der schon mit dem „Salzburger Stier“ und dem heimischen Kabarettpreis ausgezeichnet wurde – und übrigens früher Journalist war –, absichtlich und lustvoll aufs Glatteis und nimmt das Publikum dabei mit. Und weil er im Zweitberuf auch Musiker ist – Spörk ist Gründer der beiden Gruppen Landstreich und Global Kryner –, kommt natürlich auch die Musik nicht zu kurz.
Durch den „Salzburger Stier“ ‑quasi in der Kabarettwelt geadelt wurde einst auch Gery Seidl, der ebenfalls mit einem Auftritt am Wiener Kabarettfestival vertreten sein wird. Zuletzt begeisterte er sein Publikum mit -„beziehungsWEISE“ über das Tempo, das das ungeschminkte Leben manchmal aufnimmt, über glückliche Zufälle und Ideen, von denen noch nicht klar ist, ob sie funktionieren. Nun stellt er ein exklusives Jubiläums-Best-of vor, genannt „Best-Of Eine Runde Seidl“. Klar ist schon im Vorfeld: Das wird wie gewohnt eine große Gery-Gaudi.
Virtuelle Bussis
Was macht die Bussi-Bussi-Gesellschaft, wenn in Zeiten von Social Distancing keine Bussis erwünscht sind? Das fragt sich Nadja Maleh in ihrem Programm. Sie will gemeinsam mit dem Publikum herausfinden, ob virtuelle Bussis genauso glücklich machen wie echte, ob ein Braunbär oder ein Bussi Bär gefährlicher ist – und warum es so viele verschiedene Arten von Bussis gibt. „Nadja Maleh hält die Pointendichte hoch“, hieß es bereits in einer Kritik über das Programm, das viele stereotype Figuren auftreten lässt, die unterhalten und zeigen, dass Gesellschaftskritik auch viel Schmäh haben kann. Durchzogen ist das Programm von lustig-lässigen Liedern sowie von Tiefgang und mehreren Prisen Selbstironie.
Für einen witzigen, aber dennoch nachdenklichen Rückblick auf die letzten Jahre sorgt auch Andi Vitásek mit seinem Programm „Spätlese“. Herbsüß blickt er auf die Zeit vor und nach Corona. Sein Fazit: Die Welt braucht einen Plan C, weil der Plan B nicht funktioniert. Auch Klimaschutz, Political Correctness, unverschämte Werbung, künstliche Intelligenz und natürliche Blödheit werden von ihm kabarettistisch betrachtet. Durch die Brille des satirischen Einzelgängers sieht er all diese Themen unserer Zeit mit reifem und seriösem Blick – und schaut auch zurück auf jene Jahre, in denen vermeintlich alles besser war.
Ein Exit-Ticket raus aus dem grauen Alltag bietet wiederum Lydia Prenner-Kasper an. Ihre Lösung? Ein „Damenspitzerl“, wie sie ihr Programm nennt. Dieses sei, so ist sie überzeugt, die „Königsdisziplin des Genusses“, „hervorgerufen durch perlende Aperitifs, durch den gnadenlos mitreißenden Humor einer Damenrunde oder mittels eines gut gebauten Hormonhelden im weiblichen Sichtfeld“. Dazu begrüßt sie gern vergnügungshungrige Seelenschwestern, aber auch lebensbejahende Seelenbrüder seien herzlich willkommen, so Prenner-Kasper.
Die Dritte im Bunde der auftretenden Künstlerinnen ist Eva Maria Marold, die sich in ihrem Programm als „radikal inkonsequent“ bezeichnet. Darin zeigt sie ihr Können in allen Facetten, auch sängerisch und tänzerisch – und das nicht nur weil ihr „das Singen eine irrsinnige Freude macht. Außerdem muss ich dann weniger reden“, wie sie eingangs kokett sagt. Herauskommt ein Sammelsurium an Oldtime-Hits von ABBA bis Grease, aber natürlich auch mit amüsanten Bonmots. Auf dass lamentiert und gelacht werden darf, ob es nun um Schurken oder Unschuldslämmer, um Liebe, Tod oder Atemnot geht. Begleitet wird sie auf ihrer musikalischen Reise quer durch alle Epochen und Genres der Musikwelt von Andi Pilhar am Keyboard und Goran Mikulec an der Gitarre.
Absurditäten des Alltags
An welche Schulstunden sich Stefan Haider am liebsten und besten erinnert? Die Supplierstunden sind es, die ihm, der 20 Jahre lang als Religionslehrer aktiv das heimische Bildungssystem mitgestaltet hat, als versteckte Highlights erscheinen. So hat er auch sein Programm „Supplierstunde“ genannt, von dem er nun ein „Best of“ zeigt. Er erinnert sich darin an jene Stunden, in denen Lehrer unvorbereitet in die Klasse gehen, wenn niemand weiß, was genau passieren wird – und trotzdem sind es manchmal die besten, ist Haider überzeugt. Und er beruhigt sein Publikum: „Keine Sorge, nichts kommt zum Test.“
Ob das alles „LUSTIG!?“ ist? Das hinterfragt der Titel des Programms von Gerald Fleischhacker, der sich mit den Absurditäten des Alltags beschäftigt – und der sich selbst als Mittfünfziger bezeichnet, der innerlich gerade knapp der Pubertät entronnen ist. Welche Probleme das mit sich bringt, ob im Umgang mit der Familie oder mit anderen Mitmenschen, wird amüsant behandelt. Denn nicht jeder versteht, wenn Fleischhacker die WhatsApp-Gruppe des Kinderhorts crasht oder die neuen Entwicklungen in Sachen Wellness und Start-ups nicht ganz so ernst nehmen kann. Zwar will er dem Fortschritt nicht im Wege stehen, doch die Vorteile des Saugroboters erschließen sich ihm doch nicht ganz. Die Einkaufs-App überfordert ihn – und alles läuft hinaus auf die Frage: Wenn Mann und Frau schon seit Langem aneinander vorbeireden, hilft da Google Translate überhaupt? Oder ist Fleischhacker einfach zu alt für all das? Hinzu kommt die Frage, was passieren wird, wenn schon bald die KI übernimmt und uns alle oder Fleischhacker k. o. schlägt … Klar ist nur eines: Es ist alles nicht so einfach. Aber „Lustig!?“ – na, das bestimmt.
Abgerundet wird das Wiener Kabarett-festival von einem Konzert von Thorsteinn Einarsson, jenem österreichisch-isländischen Musiker, der durch die Castingshow „Die große Chance“ bekannt wurde. Sein Finalsong „Leya“ brachte ihn in die Top Ten der österreichischen Charts – das war 2014. Darauf folgten die Auszeichnung zum Songwriter des Jahres 2015 bei den Austrian Amadeus Music Awards und das erste Album „1; (sprich one continued)“, das auf Anhieb eine Top-Platzierung in den österreichischen Albumcharts erreichte. Wie die Songs, die er am Donauinselfest zum Besten gab und die millionenfach gestreamt wurden, schlugen auch das Album „IngI“ und die Single „Galaxy“ ein. Seit 2022 lieben seine Fans die CD „Einarsson“. Nun gestaltet er beim Wiener Kabarettfestival, das ja auch schon vor seinem Konzert einiges an Musik zu bieten hat, den krönenden Abschluss.
Musikalisches Erlebnis
02. April 2024
„Schwanensee“ als Symbol des Wandels
Die Ballettmeisterin
In Zeiten politischer oder sozialer Unruhen strahlte das sowjetische Fernsehen manchmal tagelang Tschaikowskys „Schwanensee“ aus. Diesen Umstand greift die in der Sowjetunion geborene Konzeptkünstlerin Anna Jermolaewa auf, die den österreichischen Pavillon gestalten wird. 1989 kam sie als politischer Flüchtling nach Österreich, wo sie an der Akademie der bildenden Künste studierte.
„Rehearsal for Swan Lake” nennt Jermolaewa ihren Beitrag, in dem eine Gruppe von Balletttänzerinnen ausgewählte Szenen des berühmten Balletts proben. Dadurch möchte sie es „von einem Instrument der Ablenkung und Zensur in ein Instrument verwandeln, das einen politischen Wandel und einen Regimewechsel fordert”. Jermolaewa arbeitet mit der ukrainischen Balletttänzerin und Choreografin Oksana Serheieva zusammen, die in Tscherkassy eine Ballettschule leitete und nach der Invasion Russlands mit ihrer Familie nach Österreich flüchtete. Wie das Ergebnis genau aussehen wird, das wird man erst bei der Eröffnung des von Josef Hoffmann gestalteten Pavillons am 20. April sehen. In der Vergangenheit setzte die hochpolitische Künstlerin jedenfalls auf unterschiedliche Medien, von der Präsentation von Videos bis hin zu Installationen, Soundkulissen oder performativen Elementen.
biennalearte.at
17. März 2021
Augen auf
Was unsere Augen brauchen, um gesund zu bleiben. Dr. med. univ. Thomas Pfleger verrät, wie man trockene Augen pflegt und die Augengesundheit stärkt.
Wer kennt es nicht. Die Augen tränen oder fühlen sich ganz trocken an. Ein unangenehmes Gefühl, welches Einfluss auf unser gesamtes Wohlbefinden hat. Und vor allem auch auf unsere Gesundheit. Wie man seine Augen optimal schützt und gesund hält, verrät Dr. med. univ. Thomas Pfleger, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie, im Experten-Talk.
04. Juli 2022
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Kunst verlangt nach neuen Formen und Materialien. High-tech-Keramik eröffnet hier neue Möglichkeiten – von Architektur bis Hightech-Uhren.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Künstler stets auf der Suche nach neuen, innovativen Materialien sind. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, ihren Ideen eine kreative Form und Ästhetik zu verleihen. Was etwa wäre Michelangelos berühmter David, wäre er nicht aus hellem Marmor gefertigt, welcher der Monumentalplastik Leichtigkeit und Eleganz verleiht? Oder wie hätten die Kunstwerke des Verpackungskünstlers Christo ausgesehen, hätte er nicht moderne Werkstoffe zur Verfügung gehabt? Kunst ohne moderne Materialien ist kaum mehr denkbar. Schließlich wollen besondere Effekte erzielt werden – und darauf hat das Material einen wesentlichen Einfluss. Haptisch, optisch und auch funktionell. Wie lässt sich ein Material verarbeiten, was ist damit möglich?