Virtual und Augmented Reality sind Trendbegriffe unserer Zeit. Noch stecken diese zukunftsweisenden Technologien in den Kinderschuhen, aber bald werden sie unser aller Leben verändern.
Wie fühlt es sich an, schwerelos im All die ISS zu reparieren? Wie kann ich auf ein ausverkauftes Harry-Styles-Konzert gehen oder den Kilimandscharo ohne monatelanges Training besteigen? Die Wünsche von Menschen sind mannigfaltig und Virtual Reality wird in naher Zukunft wohl viele davon erfüllen können. Der Boom in diese Richtung wird nicht abreißen, haben sich die größten der großen Tech-Companies doch schon lang dem Traum von virtuellen Welten verschrieben. Allein 43 Milliarden US-Dollar ließ sich Meta-Mastermind Mark Zuckerberg sein Metaverse bisher kosten – jenen Traum von einer universellen virtuellen Welt, den er vor über einem Jahr in einer zweifelhaft überzeugenden Präsentation an seine potenziellen Kundinnen und Kunden verkaufen wollte.
Auch wenn Zuckerbergs Präsentation nicht in allen Belangen überzeugen konnte, deutete sie Interessierten dennoch eindrucksvoll an, wie ubiquitär diese Technologie sein könnte – und wohl in den nächsten Jahren auch sein wird. Die Idee ist einfach: Der oder die Interessierte setzt sich eine VR-Brille auf die Nase und kann sich damit an jeden nur denkbaren Ort beamen – egal ob fiktiv oder nach realem Vorbild. Schon jetzt kann man sich auf diese Weise in einer Gondel in die venezianischen Kanäle entführen lassen oder aber das Lenkrad eines Formel-1-Boliden umschließen, um sich vom Geschwindigkeitsgefühl übermannen zu lassen.
All das ist allerdings erst der Anfang, denn Apple und Co. denken schon viel weiter.
Nachbar Snoop Dogg
Wir haben nur eine Erde, heißt es oft, wenn es um die Klimathematik geht. Das stimmt mittlerweile nur noch bedingt. Das Projekt Earth 2 ist ein klassisches Kind der Metaverse- und Kryptokultur der letzten beiden Jahre. Ende 2020 gestartet, haben die Entwickler die Welt, wie wir sie kennen, 1:1 virtuell nachgebildet. Mithilfe eines Avatars kann man diese Welt bereisen, in Flugzeuge oder in Autos steigen. In New York oder London trifft man Bekannte oder Fremde auf Konzerten, geht gemeinsam ins Kino oder verabredet sich für einen Drink an der Bar. Typisch für das Metaverse – Zuckerberg träumt von ganz ähnlichen Dingen – kann man diese Erde auch kaufen, genauer gesagt Teile davon. Über 100 Millionen solcher „Grundstücke“ wurden laut Entwicklern bereits von Interessierten erworben. Goldgräberstimmung nennt man das wohl – auch deshalb, weil die gekauften Teile die Kryptowährung Ether generieren. Nach dem Krypto-Winter, der mehrere Kryptobörsen zusperren und alle Währungen hat abstürzen lassen, herrscht auf Earth 2 allerdings gerade Katerstimmung. 2023 soll trotzdem eine frühe Version des Spiels erstmals medienwirksam präsentiert werden, bevor die großen US-Konzerne ihre virtuellen Spielwiesen ausrollen.
Earth 2 ist natürlich auch heute schon nicht das einzige Projekt dieser Art. Die virtuelle Maklerfirma Everyrealm, ehemals Republic Realm, verkauft etwa Privatinseln auf der Plattform Sandbox für 300.000 Dollar pro Stück. Mittlerweile sind auch Prominente auf Sandbox zu finden, beispielsweise der Rapper Snoop Dogg. Für die Parzelle nebenan zahlte jemand sogar 450.000 Dollar, nur um zumindest virtuell neben Snoop zu leben. Aber nicht nur Stars und Sternchen locken die Kundschaft an. Kooperationen mit TV-Serien wie „The Walking Dead“ oder dem Elektromusiker Deadmau5 laden Grundbesitzer zu exklusiven Events ein. Speziell Kryptofirmen wittern hier das große Geld. Das Unternehmen Tokens.com hat deshalb bereits 4,3 Millionen Dollar in die Sandbox investiert, um virtuelle Fashion Events anzubieten, die Modefirmen dort abhalten sollen. Gekauft werden Land, Schuhe von Adidas oder ein virtueller Tesla übrigens mit der eigenen Kryptowährung Sand. Gespeichert werden die Käufe auf der Blockchain, dank der Technik hinter Non-Fungible Token (NFT) können die Investitionen nur so oft gemacht werden, wie der Hersteller der Welt festlegt.
Wer VR in der realen Welt nutzen will, wird auch zahlreiche Anwendungsbeispiele finden, die das Leben einfacher machen. Man nehme den vor allem in ländlichen Gebieten des Landes häufig vorkommenden Häuslbauer. Wer früh genug dran ist, konzipiert das Haus gleich VR-tauglich und testet so nicht einfach nur verschiedene Einrichtungen beziehungsweise Wandfarben, sondern auch gleich die Fensterplatzierung und den dazugehörigen Lichteinfall. Die große Investition in ein Haus oder auch in eine Eigentumswohnung basiert auf diese Weise nicht mehr nur auf einem abstrakten 3‑D-Modell am Bildschirm, sondern könnte mit persönlichen Eindrücken angereichert werden.
Gramatneusiedl in Zukunft
Aber nicht jeder plant die Investition in ein neues Heim oder will in virtuelle Welten flüchten, um dort mit Kryptogeld um sich zu werfen. Dank Augmented Reality kann man die Zukunft auch in Wien, Gramatneusiedl oder Telfs erleben. Die Idee ist hier, über die lieb gewonnene Welt einfach virtuelle Elemente zu legen: historische Daten passend zu einem alten Gebäude einblenden oder eine Reparaturanleitung für das kaputte MacBook einfach auf den Arbeitstisch projizieren. Die Möglichkeiten sind unendlich, die Ideen der Entwickler aktuell auch. Einzig die Hardware steht den Träumen manchmal noch im Weg.
Aktuell sind AR- wie VR-Brillen nämlich meist klobig oder sogar kabelgebunden. Aber das kann den Forscherdrang motivierter Bastler und auf schwarze Zahlen orientierte Firmen-CEOs natürlich nicht bremsen, nach breitenwirksamen Anwendungsfällen zu suchen und diese zu finden. So kann man jetzt schon beispielsweise mit dem Aufsetzen einer solchen Brille vor einem Laptop sitzend drei zusätzliche virtuelle Bildschirme einblenden. Man stelle sich einen zwölf Stunden dauernden Flug nach Los Angeles vor, bei dem man wirklich arbeiten kann wie im Büro.
Verschmelzende Welten
Bis AR-Brillen aussehen wie heutige Augengläser vom Optiker, wird es allerdings noch dauern. Bisher sind sie meist noch große Brocken mit angehängtem Akkupack oder Kabel, um die erforderliche Rechenleistung eindrucksvoll vor und auf unsere Augen zu werfen. Auch Gerüchte rund um Apples Ambitionen, in diesem oder nächsten Jahr eine AR-Brille herauszubringen, sprechen von sehr kurzen Laufzeiten und möglicherweise einem Verbindungskabel zum iPhone, weil die Hardware allein für unsere Träume noch nicht leistungsstark genug ist.
Aber Serien wie „Black Mirror“ oder auch Berichte aus diversen Entwicklungslabors der großen Tech-Companies lassen erahnen, wohin die Reise gehen wird: in einer fremden Stadt Google-Bewertungen und Preiskategorie direkt vor dem jeweiligen Lokal eingeblendet sehen etwa oder den Weg zum nächsten Hotspot einfach über die Straße gelegt bekommen. Am Weg auch gleich via Sprachsteuerung die Eintrittskarten oder einen Tisch buchen und im Taxi zum Flughafen über mögliche Staus oder Verspätungen informiert werden. Alles natürlich ohne auf das Smartphone schauen zu müssen.
Den vielleicht besten Eindruck in diese Richtung vermittelt aktuell schon die AR-Brille der Firma Niantic, deren Chefetage sich aus ehemaligen Google-
Mitarbeitern zusammensetzt. Unter dem Namen „Outdoor AR Headset“ verbirgt sich eine der bisher leistungsstärksten AR-Brillen, die oben genannte Beispiele schon jetzt zu einem Großteil umsetzen und sogar virtuelle Roboter über unsere Köpfe fliegen lassen kann. Auch das Platzieren von digitalen Objekten an einer Stelle ist möglich, was zum Beispiel Schnitzeljagden beim nächsten Kindergeburtstag sicher cooler macht, als das mit bisherigen Mitteln möglich war.
Ja, wir bewegen uns derzeit noch in zwei Welten, die künftig immer mehr verschmelzen sollen und am Ende vielleicht kaum noch zu trennen sind. Experten schätzen, dass eine Durchdringung des Massenmarktes durch Firmen wie Apple oder Samsung noch bis zu zehn Jahre dauern könnte. Das mag aus heutiger Sicht für Tech-Nerds frustrierend sein, aber vielleicht überraschen uns die Tim Cooks, Mark Zuckerbergs und Elon Musks dieser Welt und läuten diese Verschmelzung doch schon früher ein.
Musikalisches Erlebnis
27. November 2023
Top-Comedian Gery Seidl im Talk
Comedy Culture: Gery Seidl begeistert auf der Bühne, am Bildschirm und 2024 beim Kabarettfestival in Wien. Ein Talk über Authentizität, Enthüllungen und Genuss.
Angesichts der turbulenten Weltlage – wird Humor immer wichtiger?
Auf jeden Fall! Meiner Meinung nach ist Humor die gelungenste Trägermasse für eine Botschaft, die weit besser gehört wird als ein erhobener Zeigefinger – der sowieso nichts auf der Bühne verloren hat. Mit Kabarett baue ich eine Welt, aus meinen Augen betrachtet, voller Schrulligkeit. Es geht darum, eine Andersdeutigkeit dieser Welt zu zeigen, Sachen auf den Grund zu gehen. Mein Technikerherz liebt das, Zweifel zu hegen, nach einer zweiten Meinung zu fragen, Dinge infrage zu stellen. Wahrheit ist ein sehr dehnbarer Begriff, den auf die Probe zu stellen sich lohnt.
Hat sich hier Ihr Zugang in den letzten Jahren verändert?
Nein, ich habe das große Glück, seit rund 15 Jahren in dieselbe Kerbe zu schlagen. Was sich aber verändert hat, ist die Atmosphäre. Seit den letzten zwei Jahren sind Zwischentöne in unserer Gesellschaft verloren gegangen. Sobald man eine Meinung hat, wird man sofort in eine Schublade gesteckt. Beim E‑Auto nachfragen, wo die Batterien herkommen – und schon ist man ein Klimagegner. Da wird man auch als Satiriker genau beobachtet. Ich stehe auf der Bühne und darf mir mein Publikum erspielen. Genau das sehe ich als Privileg.
22. September 2022
Neue Avantgarde
Designer Alfredo Häberli über Präzision, Perfektion und neue Pläne. Ein Talk.
Vom Stuhl „Interface“, dessen Verwendungsmöglichkeiten ganz von der eigenen Vorstellungskraft abhängen, über das Bücherregal „Pattern“, das sowohl horizontal als auch vertikal Stabilität gibt, bis hin zum Einfamilienhaus „Haussicht“ im Holzdesign: Man könnte sagen, Alfredo Häberli hat seiner Kreativität bereits in allen Designbereichen freien Lauf gelassen. Im Gespräch erzählt er von seinem Zugang zur Perfektion, Projekten wie dem 25hours Hotel in Zürich und wer ihn in seiner Arbeit inspiriert.
Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry meinte: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ Würden Sie diese Aussage in Bezug auf Design bestätigen?
Ja, kann ich. Noch lieber sehe ich aber mit dem Herzen („Der kleine Prinz“). Ich frage mich dennoch, wie weit Perfektion anzustreben ist? Ich denke, eine gewisse Präzision und Eigenständigkeit empfinde ich als wertvoller als Perfektion. Ich schätze Dinge, die nicht ganz perfekt sind, ein wenig mehr, denn sie regen mich zum Nachdenken an.
Welche Begriffe beschreiben Ihre Designs am besten?
In zwei Worten: Präzision und Poesie. Genauer gesagt ist es das Lineare und Erfinderische der Präzision auf der einen Seite und das Unbeschreibliche, Intuitive, Kunstvolle der Poesie auf der anderen. Im Moment beschäftige ich mich mit der intuitiven Intelligenz.
19. Juli 2024
Der neue „Jedermann” bei den Salzburger Festspielen
Ein beunruhigender Geist, ein Charakterchamäleon der Sonderklasse. Philipp Hochmair ist der Jedermann 2024 und sorgt dafür, dass Salzburg zum Festspiel wird.
Mit seiner Wandelbarkeit auf der Bühne und im Film fasziniert Philipp Hochmair seine Fans stets aufs Neue. Er verkörpert jede Rolle mit Leidenschaft, Hingabe und einer Bühnenpräsenz mit der Höchstwertung auf der zehnteiligen Intensitätsskala. Sein Mut, sich in unterschiedlichste Rollen zu begeben, macht ihn zu einem vielseitigen Schauspieler. Eine seiner wichtigsten Rollen ist dabei der „Jedermann”. 2018 sprang der heute 50-Jährige bei den Salzburger Festspielen über Nacht am Domplatz als Hauptdarsteller ein. Nun, sechs Jahre später, übernimmt er die Rolle unter der Regie von Robert Carsen. Im Interview spricht der Schauspieler über seine wichtigsten Rollen und was der Jedermann für ihn bedeutet.
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