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Steve McCurry ist die Größe, wenn es darum geht mit Bildern Geschichten zu erzählen! Der US-amerikanische Starfotograf im exklusiven Talk.

Können Sie sich noch an das erste Bild, das Sie fotografiert haben, erinnern?
Nein, nicht wirklich…Es gab nicht dieses eine, erste Bild, das ewig in Erinnerung geblieben ist.

Was hat für Sie dann die Faszination der Fotografie für Sie entfacht?
Als ich in Schweden war und mit meiner Kamera rumspaziert bin, hat mich die Faszination gepackt. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, das mich und mein Tun sehr geprägt hat. Die Kombination von Reisen und Fotografieren ist seitdem meine Passion.

Ihre Fotos wurden oft als Pressefoto des Jahres prämiert. Was macht ein gutes Pressefoto für Sie aus?
Ich würde mich selbst nicht als einen guten Pressefotografen charakterisieren. Ich sehe Fotos immer als Interpretation von dem, was sich fürs Leben wichtig anfühlt. Ein Foto gibt der Welt und Umwelt eine neue Bedeutung. 

Und wie würden Sie dann ein gutes Foto beschreiben?
Die besten Bilder sind die, die eine Geschichte erzählen. Das ist mein Credo. Diese Bilder haben immer ein menschliches Element, etwas das uns dabei hilft über das Leben und die Welt zu lernen. Sie bringen uns weiter.

Die Medien haben sich extrem verändert — Ihre Bildsprache auch?
Nein, Fotografie ist für mich etwas, das ich extrem schätze. Etwas, von dem wir lernen können, etwas was uns lebendig hält. 

Also scheint Bescheidenheit eine Ihrer Stärken zu sein…
Vielleicht. Jeder Moment ist eine Möglichkeit, diesen zu Erkennen ist für mich wichtig in meinem Tun.

Ihre Bilder entstehen oft im Rahmen von Reisen/​Reportagen. Wie viel Vorbereitung brauchen Ihre Fotos?
Ein Bild sagt etwas über mich, über die anderen. Es ist oft Zufall, welche Motive sich ergeben. Das zu erkennen, ist eine Stärke. Meist bleibt dafür nicht viel Zeit, dafür ist meist keine Planung möglich.

Was / wen fotografieren Sie am liebsten?
Für mich kommt es nicht auf das Motiv an. Eine Landschaft ist wundervoll, Menschen ebenso. Es geht aber nicht um das was, sondern um das wie. Es geht um ein menschliches Verhalten, eine Reaktion, die Beziehung des Menschen zur Natur, zur Umwelt. All das macht ein gutes Foto aus. 

Ihr Foto vom «Afghanischen Mädchen» mit grünen Augen hat die Welt bewegt. War Ihnen das bereits beim Machen der Aufnahme bewusst?
Auf jeden Fall! Sie hatte ein so einzigartiges Auftreten und Aussehen, dass mir sofort bewusst war, dass es ein ganz großer, powerful Fotomoment ist.

Wie war das Wiedersehen mit Sharbat Gula?
Schön und bewegend. Ich war dankbar und froh, dass sie noch am Leben war und es ihr gut geht.

Haben Sie ein Lieblingswerk?
Es gibt nicht das eine Lieblingsfoto. Ich mag meine Bilder für unterschiedliche Gründe, da kann man nicht eines auswählen…

Wie viele Fotos haben Sie bereits gemacht?
Bestimmt über 1 Million.

Ihre Fotos wurden in der aktuellen Ausstellung im Wiener Semperdepot als Raum-Installation gestaltet. Wie wichtig ist die Anordnung?
Ich helfe immer bei der Gestaltung der einzelnen Fotos für Ausstellungen. Wichtig ist, dass die Werke miteinander funktionieren, gemeinsam im Flow sind. Sie alle haben eine eigene Bedeutung. Gemeinsam werden sie zu einem neuen Kunstwerk.

Gibt es ein verbindendes Element all ihrer Bilder?
So unterschiedlich die Motive auch sind, sie haben alle die menschliche Komponente gemein. So unterschiedlich wir alle sind – andere Kultur, Hautfarbe, Religion etc. – uns alle verbindet das Menschsein. Und das verbindet auch all meine Bilder.

Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Wie sehen Sie diese Aussage?
Das ist, als würde man Hunde und Katzen vergleichen…Es sind einfach unterschiedliche Bereiche. Aber was man sagen kann: Wort und Bild arbeiten auf jeden Fall am besten zusammen.

Fotokünstler, Fotoreporter…Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Fotokünstler trifft es wohl am besten. Da meine Bilder für sich stehen.

Wie sehen Sie die Entwicklung in Sachen KI und Fotografie? Welche Chancen und Gefahren birgt diese Entwicklung?
Meiner Meinung nach ist diese Entwicklung sehr gefährlich, weil es eine Menge an Bildern da draußen geben wird, wo niemand mehr weiß, ob sie real sind oder nicht. Es ist eine große Möglichkeit der Desinformation und das kann ein sehr ernstes Problem werden. Es gibt genügend schlechte Leute, die das für ihre Propaganda nutzen. Und die User haben oft nicht die Zeit, Ressourcen und auch den Willen zu prüfen, was echt ist und was nicht. Das ist eine große Gefahr.

Welches Projekt steht in nächster Zeit auf Ihrem Programm?
Ich arbeite gerade an einem Buch zum Thema Hingabe. Außerdem stehen Reisen nach Namibia, Botswana und Südafrika am Programm. 

Haben Sie ein Lieblingsland?
Kein spezielles Land, aber einige Regionen mag ich besonders. Asien etwa mit seiner Vielfalt an Ländern, den alten Kulturen. Und ich würde sehr gerne nach Wien kommen, eine wirklich interessante Stadt. 

Gibt es einen Traum, den Sie sich noch erfüllen wollen?
Mein Ziel ist es weiterhin zu Träumen und zu Entdecken.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bild-Show

Das Bild vom afghanischen Mädchen mit grünen Augen machte Steve McCurry weltberühmt – es zierte das Cover des National Geographic“ und schrieb Fotografie-Geschichte. Seitdem hat der US-amerikanische Star-Fotograf tausende weitere Bilder fotografiert, die auf der ganzen Welt für Furore sorgen. Zuletzt gastierten seine Ikonen der Fotografie im Wiener Semperdepot. In überdimensionaler Größe (zwischen 2×3 m und 4×6 m) schwebten sie auf mehreren Ebenen und nahmen den Betrachter wie in einem Kaleidoskop der Farben auf eine verdichtete Weltreise mit.

stevemccurry​.at